Mehr Geld und Miliz

Heer: Vergleich mit Schweden und Schweiz hinkt stark

Österreich
09.09.2012 10:39
In der hitzigen Debatte um das Bundesheer werden die Armeen neutraler bzw. bündnisfreier Länder wie Schweden und der Schweiz gerne mit dem österreichischen Bundesheer verglichen. Ein Vergleich ist allerdings nicht so einfach. Schweden, das vor Kurzem die Wehrpflicht abgeschafft hat, hat zwar eine ähnlich große Armee wie Österreich, gibt dafür aber mehr als das Doppelte aus. Die Schweiz wiederum hat eine fast reine Milizarmee mit über 100.000 Milizsoldaten und nur 2.000 Berufssoldaten.

Gerade das schwedische Modell wird von den Befürwortern des Berufsheer-Modelles – allen voran Verteidigungsminister Norbert Darabos – gerne als Argumentationsgrundlage herangezogen. Doch neben der Finanzstärke liegt das österreichische Bundesheer auch bei der Ausrüstung weit hinter seinen Kameraden in Schweden und der Schweiz. 

So verfügt Schweden, was angesichts der Rüstungsindustrie im Land nicht verwunderlich ist, über 100 Abfangjäger, während Österreich nur 15 Eurofighter hat. Die Schweiz hat aktuell 33 hochmoderne Kampfjets des US-Herstellers Hornet und zusätzlich 22 schwedische Gripen für 3,1 Milliarden Franken (2,6 Mrd. Euro) bestellt.

"Schlagkräftiges" Budget bei Schweden
Die Ausstattung hängt natürlich mit der budgetären Situation zusammen. Das österreichische Bundesheer ist seit Jahrzehnten unterfinanziert und verfügt gerade einmal über zwei Milliarden Euro - Tendenz sinkend -, während die Schweden fünf Milliarden Euro für ihr Militär ausgeben und das mit steigender Tendenz. Selbst wenn man die schwedische Marine aus diesem Vergleich herausnimmt, was Darabos gerne tut, sind die Ausgaben der Schweden noch immer deutlich höher. 

So planen sie bis 2021 Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Euro, davon kann das österreichische Heer nicht einmal träumen. Die Schweiz hat wie auch Österreich die Ausgaben für das Militär zuletzt reduziert, allerdings von einem weit höheren Niveau als Österreich. Aktuell liegt das Schweizer Militärbudget bei 4,4 Milliarden Franken (3,6 Mrd. Euro).

Schweden-Struktur ist dem Bundesheer ähnlich
Von der Struktur her ist die schwedische Armee mit dem Bundesheer dagegen gut vergleichbar. Das skandinavische Land strebt einen Stand an Berufssoldaten von 16.000 Mann an, diese Zahl ist aber noch nicht ganz erreicht. Österreich hat derzeit 16.000 Berufssoldaten (davon 1.500 Zeitsoldaten). Darabos will künftig nur mehr mit der Hälfte an Berufssoldaten (8.500) und 7.000 Zeitsoldaten auskommen. Zudem gibt es derzeit in Österreich bis zu 25.000 Grundwehrdiener pro Jahr, die bei einer Abschaffung der Wehrpflicht wegfallen würden.

Weiters hat Schweden 7.600 Milizsoldaten, die neben ihrem Zivilberuf Teilzeit für die Armee arbeiten. Die Zahl dieser Soldaten soll auf 12.000 erhöht werden. Österreich hat derzeit rund 26.000 Milizsoldaten. Darabos will eine neue Miliz mit 10.000 Soldaten, die jährlich 5.000 Euro Prämien bekommen sollen, aufbauen. Die Zahl der Zivilbediensteten beträgt in Schweden 6.300 und soll auf 5.700 reduziert werden. In Österreich gibt es derzeit 8.600 Zivilbedienstete. Darabos will diese auf 6.500 reduzieren.

Heimwehr als Mischung aus Militär und Zivilidienst
Was Schweden von Österreich unterscheidet, ist die sogenannte Heimwehr in dem skandinavischen Land. Das sind Freiwillige, die vier bis acht Tage im Jahr einberufen werden. Diese Heimwehr besteht aus 22.000 Personen, ist eine Mischung aus Militär und Zivildienst. Sie wird nur im Inland eingesetzt etwa bei Katastrophen, aber auch beim Roten Kreuz.

Die Schweizer Armee ist völlig anders organisiert. Sie rekrutiert sich fast ausschließlich aus der Bevölkerung. Die Eidgenossen haben nur rund 2.100 Berufssoldaten, können dafür aber auf 118.500 Milizsoldaten zurückgreifen. Männliche Staatsbürger werden nach ihrer Grundausbildung bis zum 35 Lebensjahr immer wieder zum Heer einberufen und müssen auch regelmäßig Schießübungen machen. 

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