Der knapp geschlagene FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache haben am Dienstagnachmittag zum Wahlausgang Stellung bezogen. Nach dem Parteivorstand der Freiheitlichen traten die beiden gemeinsam vor die Presse. Hofer erklärte, nach der regelrechten Euphorie bei dieser Wahl könne er sagen, dass "von Politikverdrossenheit im Land keine Spur" sei. Ob seiner Niederlage "verzagte Österreicher" rief er dazu auf, das Wahlergebnis zu respektieren (siehe Video oben). Strache ortet nach dem Urnengang den "Anfang eines neuen demokratiepolitischen Zeitalters" und sieht die FPÖ "stärker als je zuvor".
Hofer sagte, trotz des knappen Wahlergebnisses und seiner Niederlage bereue er seine Kandidatur in keiner Weise. Der Wahlkampf sei eine "unglaublich positive Erfahrung" gewesen, noch jetzt erhalte er zahlreiche Anrufe und bekomme weiterhin Glücksbringer geschenkt.
Von Politikverdrossenheit sei in Österreich "keine Spur", die Menschen interessierten sich vielmehr sehr für Politik. Seinem Kontrahenten Alexander Van der Bellen wünschte er für die Zukunft alles Gute. Er, Hofer, und der Ex-Grünen-Chef seien zwar zwei Politiker mit völlig anderen Ansichten, doch er respektiere andere Meinungen und trage die Mehrheitsentscheidung mit.
Hofer: "Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei"
Zu entsprechenden Vorwürfen vor allem aus dem Ausland erklärte Hofer einmal mehr, dass die FPÖ keine rechtsextreme Partei sei - wäre dem so, hätte sie "vielleicht zwei Prozent erreicht - größer ist der Narrenanteil in Österreich nicht".
Er werde jedenfalls "mit meiner ganzen Persönlichkeit" bei der nächsten Nationalratswahl auf der Liste hinter Strache kandidieren, mit dem Ziel, "dass die FPÖ mehr als ein Drittel der Wählerstimmen erreicht". Die Freiheitlichen wollten nun endlich Verantwortung für Österreich übernehmen.
Strache ortet "neue politische Zeitenwende"
Strache sagte, die FPÖ habe am Sonntag "einen Tag der Freude erlebt, mit tiefer Dankbarkeit für das unglaubliche Vertrauen und die unglaubliche Unterstützung der Österreicher für Norbert Hofer". Die Wahl sei "bewegend, begeisternd und berührend" gewesen.
Hofer habe "die Herzen der Menschen erreicht", er sei "von Beginn an ehrlich und glaubwürdig" gewesen. Das Ziel, den Wahlsieg, habe er nur "um Millimeter verpasst", und das obwohl geschlossen gegen ihn Stimmung gemacht worden sei.
Der Zuspruch der Hälfte der Österreicher sei ein bindender Auftrag, eine Stimme für die FPÖ sei "keine verlorene Stimme". Man könne heute sagen, man sei "noch nicht am Ende des Plafonds angekommen". Der Wahlausgang sei eine "klare Absage an die Regierungspolitik" - eine "neue politische Zeitenwende" sei angebrochen, es sei "Geschichte geschrieben" worden. Die FPÖ sei nun "stärker denn je", der vor elf Jahren eingeschlagene Weg werde fortgesetzt.
Auf die Frage, ob die FPÖ die Wahl möglicherweise anfechten werde, sagte Strache, man habe sehr viele Zuschriften erhalten - diesen werde nun nachgegangen, erst danach könne man sagen, ob da "was dran" sei. Das sei man jedenfalls den Menschen schuldig.
Hofer appelliert: "Alle sollen zusammenhalten"
Bereits vor dem Parteivorstand hatte Hofer die Österreicher gebeten, wegen des engen Wahlergebnisses nicht zu streiten. Es habe teils heftige Äußerungen von Bürgern gegeben, "aber alle sollen zusammenhalten", so Hofer. Er hoffe, "dass Ruhe einkehrt". Am Montag habe er seinem siegreichen Gegenkandidaten Van der Bellen gratuliert, so der FPÖ-Politiker. Es sei aber nicht nur schwer, knapp zu verlieren, sondern auch, mit nur wenigen Stimmen Überhang Präsident zu sein, merkte er in Richtung des Ex-Grünen-Chefs an.
Klare Absage an Spekulationen über Strache-Nachfolge
Hofer erteilte auch den aufgetauchten Spekulationen, wonach er womöglich dank der vielen erreichten Stimmen für die Freiheitlichen als Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl antreten könnte, eine Absage. Er werde hinter Strache auf der FPÖ-Liste kandidieren, um die Partei zur stärksten Kraft im Land zu machen, so Hofer. Einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen Strache schloss er damit dezidiert aus - zwischen ihn und den Parteichef passe kein Blatt Papier.
"Kopf hoch, liebe Freunde. Ich bleibe Euch treu!"
Auf Facebook forderte Hofer seine Anhänger dazu auf, den Kopf nicht hängen zu lassen. Über einem Foto von sich und seiner Katze postete der knappe Wahlverlierer: "Wir sind heute noch immer etwas traurig. Aber die Arbeit geht weiter. Kopf hoch, liebe Freunde. Österreich braucht Euch! Ich bleibe Euch treu!"
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