Vor fünfeinhalb Jahren brachte Andrea S. (Name von der Redaktion geändert) einen Stein ins Rollen, der zum zerstörerischen Felsen wurde: Wie sie der "Krone" exklusiv beichtete, will die mittlerweile 25-Jährige ihren Stiefvater zu Unrecht beschuldigt haben, sie über Jahre hinweg sexuell missbraucht zu haben. Anders als heute glaubte ihr die Justiz damals, und das, obwohl ihre Lügengeschichte schon im Zuge der Hauptverhandlung zu bröckeln begann.
Schöffengericht hatte keine Zweifel
"Für eine der vielen von mir erfundenen Vergewaltigungen hatte mein Stiefvater nachweislich ein Alibi. Woraufhin ich wegen Verleumdung acht Monate auf Bewährung bekommen habe", so das reumütige "Opfer" zur "Krone". Für das Schöffengericht aber offenbar kein Grund, an ihrer Geschichte sowie den unzähligen weiteren – laut Andrea S. – erfundenen Übergriffen zu zweifeln: Es setzte acht Jahre Haft für den Mann. Damals, im zarten Alter von 19 Jahren, hatte die junge Frau erreicht, was sie wollte: "Ich wollte ihn aus der Familie haben. Aber mit diesen schwerwiegenden Konsequenzen hatte ich ehrlich nicht gerechnet."
Ein Schuldspruch, der alles zum Einsturz brachte. "Meine Beziehung ging in die Brüche, mein schlechtes Gewissen trieb mich in die Essstörung und in die Frühpension, meine Mutter und Halbschwestern brachen den Kontakt zu mir auf Jahre ab", so die völlig gebrochene, nur mehr 35 Kilogramm leichte Frau.
Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens im Jahr 2009
Im Jahr 2008, fast drei Jahre nach dem Urteil, rang sich die 25-Jährige schließlich dazu durch, samt Rechtsanwalt und eidesstattlicher Erklärung den Fall neu aufrollen zu lassen. 2009 wurde ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt.
Als die 25-Jährige jedoch von einer psychiatrischen Sachverständigen begutachtet wurde, erklärte sie dann plötzlich, dass die Anschuldigungen gegen ihren Stiefvater sehr wohl der Wahrheit entsprächen. Der Antrag auf Wiederaufnahme wurde daraufhin abgelehnt.
Gericht nimmt Andea S. die Beichte nicht ab
Vonseiten der Staatsanwaltschaft Graz sei jedenfalls alles korrekt gelaufen, so ein Sprecher – die Indizienlage damals sei eindeutig gewesen. Es habe nach eingehender Prüfung auch Jahre danach keinen Grund gegeben, das Urteil anzuzweifeln. Andrea S. dazu: "Ich kann kein normales Leben mehr führen, solange ein Mensch, mein Papa, wegen mir unschuldig im Gefängnis sitzt!"
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