Bei traditionsreichen heimischen Familienunternehmen schlugen zuletzt die Wellen hoch: Kika/Leiner wurde von der Eigentümerfamilie Koch an den zweitgrößten Möbelhändler der Welt aus Südafrika verkauft. Sport Eybl & Sports Experts gingen mehrheitlich an die britische Sports-Direct-Gruppe. Humanic und BauMax haben gröbere finanzielle Probleme durch die Ostexpansion. Humanic musste dazu die Übernahme von Stiefelkönig verdauen. Zudem klagen viele Händler über schmale Spannen und flaue Erträge.
Experte: "Handel ist beinharte Knochenarbeit"
Ist das nun eine zufällige Häufung oder Zeichen einer echten Krise? Letzteres verneint Wirtschaftsuniversitätsprofessor und Handelsexperte Peter Schnedlitz: "Die Problemfirmen lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Zu verschieden sind die Ursachen: dayli ist ein Spezialfall wegen des zu hohen Optimismus des Ex-Eigentümers. Handel lebt nicht nur von Visionen, sondern ist beinharte Knochenarbeit. Die anderen waren über Jahrzehnte erfolgreiche, grundsolide Unternehmen, die Immobilienbesitz haben, aber Opfer ihrer Expansionswut wurden. Der Osten entwickelte sich nicht wie erwartet. Kika und Eybl waren keine Notverkäufe, die Betriebe brauchten neues Kapital für Investitionen."
Es gibt allerdings auch generelle Probleme im Handel. Schnedlitz: "Wenn die Wirtschaft stottert, was jetzt der Fall ist, treten Schwächen viel deutlicher zutage. In unsicheren Zeiten geben die Leute weniger Geld aus." Zudem gab das lange schlechte Wetter einigen Branchen einen Dämpfer.
"Nicht auf Teufel komm raus expandieren"
Weiterer Grund, so Schnedlitz: "Österreich ist 'overstored', hat im internationalen Vergleich viel zu viele Geschäfte. Wir haben nach der Schweiz die zweithöchste Verkaufsflächendichte in ganz Europa! Was für Konsumenten toll ist, aber für Händler ein Problem: Die Flächen- und Personalproduktivität sind zu gering, da gibt es noch viel Rationalisierungspotenzial. Man sollte jetzt auch nicht mehr auf Teufel komm raus expandieren, sondern eher konsolidieren."
Zudem knabbert das Internet den Geschäften Umsätze weg, diese müssen im Netz dabei sein, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. In Summe aber sieht Schnedlitz keinen Grund für schlechte Stimmung: "Bis jetzt hat der heimische Handel die Krise extrem gut durchtaucht. Mit nominell plus 0,2 bis 0,3 Prozent liegen wir deutlich besser als andere Länder. In Spanien etwa gab es Umsatzeinbrüche von 30 Prozent. Und wir haben 2012 die Zahl der Mitarbeiter erhöht!"
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