Unter den möglichen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr genießt die frühere OGH-Präsidentin Irmgard Griss derzeit das größte Vertrauen. Das geht aus dem am Sonntag veröffentlichten APA/OGM-Vertrauensindex hervor. Hinter Griss folgt der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll haben Aufholbedarf.
Noch steht freilich kein einziger Präsidentschaftskandidat fest, dennoch wurden nun die chancenreichsten Anwärter abgefragt. 500 Personen gaben ihre Einschätzung ab, wem von ihnen man vertrauen kann. Platz eins geht dabei an Griss, die als Leiterin der Hypo-Untersuchungskommission erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Ihr Vertrauenswert von plus 24 ist aber mit ein wenig Vorsicht zu genießen: Sie, die als Unabhängige kandidieren würde, hat einen deutlich geringeren Bekanntheitsgrad als die meisten anderen Bewerber. So gaben bei ihr nur 34 Prozent der Befragten eine Einschätzung ab. Zum Vergleich: Zu Hundstorfer hatten 87 Prozent eine Meinung.
Ebenfalls gut im Rennen liegt der frühere Grünen-Langzeitchef Van der Bellen. Er weist einen positiven Vertrauenssaldo von 19 auf, und das bei hohem Bekanntheitsgrad. Platz drei geht an Rechnungshof-Präsident Josef Moser, der als freiheitlicher Kandidat im Gespräch ist. Sein Plus von 13 ist aber wie Griss' Wert mit Einschränkungen zu sehen, denn auch zu ihm haben nur 35 Prozent der Befragten eine Meinung.
Hundstorfer im rot-schwarzen Duell knapp vor Pröll
Im rot-schwarzen Duell hat Hundstorfer knapp die Nase vorne: Mit plus 11 rangiert der wahrscheinliche rote Hofburg-Kandidat zwei Punkte vor dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, mit dem die ÖVP in die Präsidentschaftskanzlei einziehen möchte. Sollte Pröll doch nicht wollen, kämen beispielsweise Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl für die Volkspartei in Frage. Pühringer ist mit plus 13 sogar besser angeschrieben als Pröll, Leitl mit plus drei schlechter.
Entscheidung über ÖVP-Kandidat "demnächst"
Wen die ÖVP tatsächlich ins Rennen schicken wird, soll laut Parteichef Reinhold Mitterlehner "demnächst" fallen. In der ORF-"Pressestunde" versicherte der Vizekanzler, dass seine Partei "jedenfalls" einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin nominieren werde. Mitterlehners Zeitplan: "Entscheidung demnächst und dann die Vorstellung noch in diesem Jahr."
Bei der FPÖ scheint derzeit die scheidende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Ursula Stenzel, keine echte Alternative zu Rechnungshof-Präsident Moser zu sein. Sie ist als einzige der Abgefragten im Minus, und das mit minus 18 sehr deutlich.
Van der Bellen und Hundstorfer bei Positiv-Meinung vorne
Auch wenn man nur die Positiv-Meinungen ansieht, die für die Wahl besonders entscheidend sind, könnte es ein enges Rennen werden: Da liegt Hundstorfer mit 49 gleichauf mit Van der Bellen in Führung. Die schwarzen Landeshauptmänner Pröll und Pühringer folgen mit 46 gleich dahinter, Griss und Moser bilden mit 29 bzw. 24 das Ende. Sie profitieren beim Saldo also davon, dass ihnen kaum jemand misstraut.
Fischers Werte bisher unerreicht
OGM-Chef Wolfgang Bachmayer weist daraufhin, dass noch keiner der Anwärter auch nur annähernd an die Werte von Amtsinhaber Heinz Fischer (Saldo zuletzt: plus 53) herankommt. Dass Griss an der Spitze des Feldes liegt, sieht er darin begründet, dass es breite Zustimmung zu ihrer als Chefin der Hypo-Untersuchungskommission geäußerten Kritik am politischen System gibt. Auch ihre Unabhängigkeit als Richterin und Parteilose weiß zu gefallen. Van der Bellen wiederum profitiert laut Bachmayer unter anderem davon, dass er zuletzt nicht mehr in tagespolitisches Gezänk verwickelt war.
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