"Working poor"

Jeder Zehnte trotz Arbeit von Armut bedroht

Österreich
04.10.2010 13:11
Bereits jeder zehnte Beschäftigte in Österreich verdient im Job nicht genug, um davon leben zu können. Die Zahl der "Working poor" nimmt ständig zu: Waren im Jahr 2000 noch 256.000 Österreicher trotz eines Arbeitsplatzes von Armut betroffen, so ist diese Zahl heuer bereits auf 350.000 angestiegen, warnt ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser. "Die Krise ist erst dann zu Ende, wenn die Menschen wieder Arbeit haben und davon leben können."

Als Folge der Wirtschaftskrise seien immer mehr Arbeitskräfte gezwungen gewesen, einer sogenannten prekären Beschäftigung nachzugehen. Nach Schätzungen der UNO-Arbeitsorganisation ILO geht rund die Hälfte aller Arbeitnehmer weltweit einer ungeschützten, sprich atypischen Beschäftigung nach. Der Großteil der davon Betroffenen seien Frauen. 

"Working poor" in allen Branchen
In Österreich waren im Vorjahr rund eine Million unselbstständig Beschäftigte in ihrer Haupttätigkeit atypisch beschäftigt, sagte Oberhauser am Montag bei einer Pressekonferenz zum "Welttag für menschenwürdige Arbeit", der am 7. Oktober stattfindet.

Alarmierend aus der Sicht der Gewerkschaft ist, dass immer mehr Menschen in ein atypisches Beschäftigungsverhältnis gedrängt werden. Alle Branchen seien davon betroffen, nicht nur die klassischen Bereiche wie Call-Center und Austräger von Werbematerial. So gebe es bereits Steuerberatungskanzleien mit lauter Ein-Personengesellschaften oder Friseursalons, die praktisch den Friseurstuhl an Ein-Personen-Unternehmen vermieten.

ÖGB will "moderne Sklaven" aus dem Osten verhindern
Besonderes Anliegen der Gewerkschaft ist die Kooperation mit den benachbarten Gewerkschaftsorganisationen. Mit der Öffnung des Arbeitsmarktes im kommenden Jahr werden vor allem Pflegekräfte ins Land kommen, so Oberhauser. Da sei es wichtig, dass die Betroffenen über ihre Rechte informiert werden, damit sie hier nicht "wie moderne Sklaven" arbeiten müssen. Der große Run auf den heimischen Arbeitsmarkt werde aber ausbleiben. Österreich sei in Europa nicht erstes Zielland. Lohn- und Sozialdumping müssten als strafbare Handlung verfolgt werden, fordert die ÖGB-Vizechefin. Die Anhebung des Mindestlohns auf 1.300 Euro - 1.052,69 Euro würden netto überbleiben - habe ebenfalls Priorität. 

Der "Welttag für menschenwürdige Arbeit" wurde von Internationalen Gewerkschaftsbund bei seinem Gründungskongress 2006 ausgerufen.

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