"Krone": Wann wussten Sie, dass die Wahl verloren ist?
Gerhard Dörfler: Zu Mittag, als das erste Ergebnis aus der Teuchen reinkam. Da war ich nicht einmal noch bei der Wahl.
"Krone": Welche Gefühle bewegten Sie da?
Dörfler: Ich sah das sportlich. Wenn du durch das Ziel gehst, hast du eine Medaille gewonnen oder nur Blech. Ich hatte Blech.
"Krone": Sie sitzen hier vor einem Stapel Zeitungsausschnitten, Akten und Unterlagen. Weshalb tun Sie sich das an?
Dörfler: Ich fühle mich als Anwalt der kleinen Leute. Denn es ist kalt geworden im Land.
"Krone": Mit Verlaub, was soll diese Aussage?
Dörfler: Wir haben die größte Arbeitslosigkeit, die Landestankstellen werden zugesperrt, Polizeiposten werden geschlossen und niemand kämpft für Kärnten. Dafür wird fleißig umgefärbt.
"Krone": Mit dieser Kritik brechen Sie mit dem ungeschriebenen Gesetz, dass sich Ex-Landeshauptleute nicht in die Kärntner Tagespolitik einmischen.
Dörfler: Es hilft nichts, die Menschen erzählen mir das ja. Schauen wir uns die Polizeidiskussion an. Da stimmen die roten Abgeordneten samt ÖGB-Chef Lippitsch in Wien für die Schließungen und in Kärnten organisieren sie Demos gegen die Pläne der Ministerin. Das ist verlogen. Lippitsch und mein Nachfolger Kaiser können in der Sache nicht mehr in den Spiegel blicken.
"Krone": Sie haben sich nach der verheerenden Niederlage – die Freiheitlichen haben ja keine Wahl verloren, sie wurden mit Schimpf und Schande davongejagt – ins warme Nest des Bundesrates zurückgezogen. Den sie aber stets kritisiert haben.
Dörfler: Wenn der Dörfler in den Bundesrat geht, gibt’s helle Aufregung. Für Gaby Burgstaller wurde in Salzburg ein eigener AK-Job geschaffen, das juckt niemanden.
"Krone": Wovon leben Sie derzeit eigentlich?
Dörfler: Von 1.700 Euro netto. Das bleibt mir vom Bundesratsgehalt und ist mein einziges Einkommen. Und mit 60, also bald, erhalte ich eine normale ASVG-Pension.
"Krone": Nach diesem Trauerjahr: Wird es ein Comeback in einer Spitzenfunktion geben? Als Parteichef? Als Spitzenkandidat einer eigenen Liste?
Dörfler: Das schließe ich aus. Es wird keine Wiederkandidatur geben, keine Bürgerliste, keine Parteifunktion, nichts. Ich bleibe aber das Sprachrohr der vielen Enttäuschten.
"Krone": Zurück zu diesem 3. März 2013. Worin sahen oder sehen Sie die Ursachen des Wahlfiaskos?
Dörfler: Es gab den Martinz-Birnbacher-Skandal der VP und ich wurde abgestraft. Kurios, oder? Und der rote Slogan, wer Dörfler wählt, bekomme Scheuch, griff.
"Krone": Frustriert?
Dörfler: Der Wähler hat immer Recht.
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