Allerletzte Klappe?

Kommuniqué rät, Fall Kampusch zu den Akten zu legen

Wien
10.05.2012 16:45
Nächste Überraschung im Kriminalfall Kampusch: Der vorläufige Endbericht des parlamentarischen Unterausschusses enthält doch keinen weiteren Ermittlungsauftrag an die Justiz. Das Politiker-Team um ÖVP-Nationalrat Werner Amon räumt auch mit den Verschwörungstheorien auf. Nun ist der Aktendeckel wohl endgültig zu.

Während in München derzeit die ersten Szenen des Natscha-Kampusch-Films gedreht werden (siehe Infobox), dürfte im parlamentarischen Unterausschuss in Wien die wohl letzte Klappe gefallen sein: Obwohl Tausende Aktenseiten gesichtet, bewertet und oft auch heftig diskutiert wurden, hat die vorläufige Version des Endberichts des Kampusch-Unterausschusses nur neun Seiten (das Kommuniqué als PDF findest du in der Infobox).

Einige Fragen bleiben offen
Die Parlamentarier der SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ und der Grünen verzichten darin auf eine ausdrückliche Empfehlung, den Kriminalfall Kampusch nochmals vor Gericht neu aufzurollen, und räumen mit den Verschwörungstheorien auf: So scheinen die Mordspekulationen rund um Entführer Wolfgang Priklopil sowie Chefermittler Franz Kröll entkräftet – es war offenbar Selbstmord. 

Auch Spekulationen über einen groß angelegten Kinderpornoring, der hinter der Entführung stecken könnte, seien falsch. Weiters wurden alle am Tatort gefundenen Videokassetten gesichtet, es gebe keinen Hinweis auf Dritte. Zudem habe Natascha Kampusch kein Baby in Gefangenschaft bekommen. 

"Massive Kommunikationsprobleme"
Laut dem Kommuniqué wäre die neuerliche Aufarbeitung durch ausländische Kriminalisten allerdings "wünschenswert", um Ermittlungspannen und auch das Unterlassen von Ermittlungsschritten aufzuklären. Denn innerhalb der Abgeordneten herrscht Einigkeit bei der Kritik an Justiz und Polizei: In dem Bericht ist von "massiven Kommunikationsproblemen" zu lesen.

Ebenfalls kritisiert wird "mäßiger Eifer" der Ermittler bei den Einvernahmen des Priklopil-Freundes Ernst H. Nun dürfte der Fall Kampusch wohl ins Archiv wandern.

Amon: "Endbericht liegt Ende Mai vor"
Amon, Vorsitzender des ständigen Unterausschusses des parlamentarischen Innenausschusses, teilte am Donnerstag bezüglich des Kommuniqués mit: "Ich kann derzeit nichts bestätigen, noch etwas dementieren. Unser Endbericht wird Ende Mai vorliegen." Das BZÖ und die FPÖ kündigten jedenfalls bereits an, diesem vorläufigen Bericht im Unterausschuss so nicht zuzustimmen.

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