Hatte Kalaschnikow

Konzert-Amoklauf: Täter (27) war ein Neonazi

Österreich
23.05.2016 08:56

Ein Amoklauf erschüttert die 6000-Seelen-Gemeinde Nenzing in Vorarlberg: In der Nacht zum Wahlsonntag drehte ein vorbestrafter Gast, der von früheren Schulkollegen als Neonazi bezeichnet wird, während der Rocker-Party des örtlichen Motorraklubs "The Lords" durch - und feuerte mit einem Kalaschnikow-Maschinengewehr 40 Schuss in die feiernde Menschenmenge. Traurige Bilanz der Wahnsinnstat des Ortsbewohners: drei Tote, elf teils lebensgefährlich Verletzte.

Dem Blutrausch soll ein Beziehungsstreit vorausgegangen sein: Gregor S. und seine Freundin gerieten sich - wie oft - in die Haare. Dieses Mal mussten völlig Unbeteiligte dafür büßen. Die Frau ließ der 27-Jährige am Leben. Er richtete sich selbst.

Panische Flucht in den Wald
Die Stimmung war ausgelassen, es wurde getanzt, gelacht, getrunken. Doch plötzlich geriet die 30-Jahr-Jubiläumsfeier des Rockerklubs völlig aus dem Ruder: Mündungsfeuer aus einer Kalaschnikow durchdrang die Finsternis am Nenzinger Festgelände, Schüsse und Schreie! Es war 3 Uhr Früh, als die Welt für 150 feiernde Menschen mit einem Mal aus den Fugen geriet. Viele versuchten panisch in die Wälder und oder auf die nahe Autobahn zu fliehen. Einige davon brachen - vom Attentäter getroffen - zusammen. Schwerverletzte, Tote!

Schwer bewaffnete Polizisten sicherten das Gelände nahe Nenzing. (Bild: APA/RONALD VLACH)
Schwer bewaffnete Polizisten sicherten das Gelände nahe Nenzing.
(Bild: APA/RONALD VLACH)

Nur mühsam konnte nach dem blutigen Chaos eruiert werden, was zuvor geschehen war. Gregor S., 27 Jahre alt, der Skinhead-Szene zugeordnet, traf beim Fest auf seine On-Off-Lebensgefährtin, die mit ihren Freundinnen einen Polterabend verbringen wollte. Das Paar geriet derart heftig in Streit, dass der 27-Jährige vermeintlich von der Party abzog - kurz darauf aber wieder auftauchte. Und erneut krachte es zwischen ihm und der Frau.

(Bild: APA/RONALD VLACH)
(Bild: APA/RONALD VLACH)
(Bild: APA/RONALD VLACH)
(Bild: APA/RONALD VLACH)
(Bild: APA/RONALD VLACH)

Wahllos in Menge geschossen
Auch dieses Mal ging er zurück zum Parkplatz in seinen Pkw - doch dann das Unfassbare. Er holte eine Kalaschnikow, feuerte wahllos auf die Gäste an der Bar und auf der Tanzfläche. Für zwei Rocker-Freunde (33 und 48 Jahre alt) kam jede Hilfe zu spät. Dem Vernehmen nach könnte es sich bei dem älteren der Männer um einen Sozialarbeiter aus Nenzing handeln. Das jüngeren Opfer dürfte ein Mitglied des "MC The Lords" sein.

Zumindest eines der Opfer dürfte lebensgefährliche Verletzungen davongetragen haben, zwei weitere konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Die Verletzungen seien "sehr unterschiedlich", sagte Polizeisprecherin Susanne Dilp (siehe Video).

Amokschütze seit Jahren polizeibekannt
Eines ist am Endes des Tages traurige Gewissheit: Gregor S. war polizeibekannt. Frühere Schulkollegen bezeichnen ihn als Neonazi, 2005 wurde ein Waffenverbot über ihn verhängt, dann folgten Verurteilungen wegen Körperverletzungen und gefährlicher Drohung. 2012 war er in psychiatrischer Behandlung. Jetzt ist S. tot. Mit ihm zwei schuldlose Menschen.

Die Spurensicherung bei der Arbeit am Tatort (Bild: APA/DIETMAR MATHIS FOTOGRAFIE)
Die Spurensicherung bei der Arbeit am Tatort
(Bild: APA/DIETMAR MATHIS FOTOGRAFIE)
Der Parkplatz vor dem Festgelände (Bild: APA/DIETMAR MATHIS FOTOGRAFIE)
Der Parkplatz vor dem Festgelände
Die Ortschaft Nenzing liegt im Bezirk Bludenz nahe Feldkirch in Vorarlberg. (Bild: APA)
Die Ortschaft Nenzing liegt im Bezirk Bludenz nahe Feldkirch in Vorarlberg.

Landeschef Wallner: "Unfassbare, schreckliche Tat"
Landeshauptmann Markus Wallner erfuhr noch in der Nacht von der Bluttat und begab sich zum Konzertgelände. Es sei ein "unfassbare, schreckliche Tat", die sich hier zugetragen habe. "Unser gesamtes Mitgefühl ist bei den Opfern und den Verletzten", so der Landeschef.

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