Bei dem mysteriösen Fall von zwei im Traunsee entdeckten Leichen gehen die Ermittler nun von einem "erweiterten Selbstmord" aus. Wie die Welser Staatsanwältin Birgit Ahamer bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz bekannt gab, wurde die Frau erst erdrosselt, danach zerstückelt und im See versenkt. Ihr Kopf war dabei in einen Betonklotz eingemauert worden. Der Mann ist ertrunken.
Die Obduktionen der Toten am gerichtsmedizinischen Institut in Salzburg seien noch nicht abgeschlossen, die toxikologischen Untersuchungen stünden noch aus, hieß es. Teile der Leiche der Frau wurden am Sonntagvormittag von Anrainern in einem Hartschalenkoffer am Seeufer südlich von Gmunden entdeckt, sagte der oberösterreichische LKA-Leiter Gottfried Mitterlehner. Am Nachmittag wurde von einem Polizeihund ein weiterer Koffer mit Leichenteilen gefunden.
Am Montag entdeckten die Ermittler im See schließlich die Leiche des Mannes - er war augenscheinlich in ähnlichem Alter wie die Frau -, der an beiden Händen Taschen fixiert hatte, die mit Steinen sowie einem Betonklotz beschwert waren. In dem Betonklotz war der Kopf der Frau eingemauert.
Täter im "psychischen Ausnahmezustand"
Zwischen Täter und Opfer habe vermutlich eine "intensive Beziehung bestanden", so die Einschätzung des Psychologen Cornel Binder-Krieglstein am Dienstag. Das Töten und Zerstückeln eines Menschen sei jedenfalls mit einem hohen Aggressionspotenzial verbunden. Der Täter habe sich in einem "psychischen Ausnahmezustand" befunden.
Das Zerstückeln der Frau habe höchstwahrscheinlich nicht der Verschleierung der Tat gedient, sondern der Mann wollte "jemanden mit aller Gewalt und den zur Verfügung stehenden Mitteln bestrafen", erklärte Binder-Krieglstein. Dass der Kopf seines Opfers noch separat eingemauert und versenkt wurde, sei ein Zeichen für den endgültigen Entschluss, das persönliche Aggressionspotenzial voll auszuschöpfen. Wenn der Entschluss gefasst werde, "sie muss sterben", fallen die Hemmungen relativ schnell, meinte der Experte für Notfallpsychologie.
Männer würden jedenfalls bei ihren Tötungsmethoden generell gewalttätiger vorgehen. "Schneiden, schießen, stechen. Frauen würden eher vergiften", sagte Binder-Krieglstein. "Je komplexer und aggressiver die Tat, desto eher spricht das für eine Erkrankung des Täters", so der Experte.
"Ein Fahrzeug war im Spiel"
Viele Fragen rund um die grausamen Leichenfunde sind allerdings weiterhin unbeantwortet. Die Identität der beiden Toten steht nach wie vor noch nicht fest. Unklar ist auch, wo die Frau umgebracht und zerstückelt wurde und wie der Mann samt den Koffern mit den Leichenteilen und Steinen an den See gekommen ist. "Ein Fahrzeug war im Spiel, das ist noch eine der offenen Fragen", sagte Mitterlehner. Bisher sei aber keines ausgemacht worden.
Männliche Leiche wies keine Gewalteinwirkung auf
"In erster Linie ist an einen erweiterten Selbstmord zu denken", schlussfolgerte Staatsanwältin Ahamer. Der Mann wies laut Mitterlehner keinerlei Zeichen von Gewalteinwirkung auf, die darauf hindeuten würden, dass er ins Wasser gebracht wurde. Auch der Todeszeitpunkt weise auf einen erweiterten Selbstmord hin: Die Frau starb wohl zwischen Weihnachten und Neujahr, der Mann laut Gerichtsmedizin später. "Da ist eine entsprechende Differenz vorhanden", bestätigte Mitterlehner. Ob an der Leiche des Mannes Blutspuren der Frau gefunden wurden, ließ er aber offen.
"Unsere weiteren Schritte beziehen sich auf die Identifizierung der Leichen", so der LKA-Chef. Auf die Frage, ob die beiden Toten aus der Region stammen dürften, blieb er vage: "Wir gehen davon aus, dass es sich um Personen aus dem mitteleuropäischen Raum handelt." Derzeit liege jedenfalls keine passende Vermisstenmeldung vor.
Hinweise aus der Bevölkerung zur Identität der Toten gebe es bisher auch nicht, sagte Mitterlehner. Die Ermittler veröffentlichten daher am Dienstag Fotos der Koffer und der Kleidung der Frau, die in einem der Gepäckstücke war: ein rot-blau-weiß geringeltes T-Shirt mit langen Ärmeln und Kragen sowie eine Jeanshose in Größe 44 bis 46.
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