Die Liechtensteiner Anklage wirft dem in Deutschland geborenen Financier Seidl vor, seine Kunden systematisch betrogen zu haben. In dem Prozess in Vaduz geht es um 44 Anleger, die Seidl rund 30 Millionen Euro anvertraut haben sollen. Von diesen Geldern konnten nur 160.000 Euro sichergestellt werden sowie Schmuck, Zigarren und Wein im Gesamtwert von 200.000 Franken, so die Anklage. Im deutschsprachigen Raum soll es bis zu 2.000 Geschädigte geben, der Gesamtschaden wird mit 50 bis 70 Millionen Euro beziffert.
Der mutmaßliche Millionenbetrüger hatte seinen Kunden versprochen, ihr Geld gewinnbringend in Fonds, Anlagen mit fester Laufzeit und in Solarparks zu investieren. Laut Staatsanwaltschaft hatte er aber nie die Absicht, solche Investitionen zu tätigen. Stattdessen sollen die Kundengelder für den Geschäftsbetrieb der Gesellschaften der Money Service Group verwendet, das aufwendige Privatleben des Financiers in der Schweiz sowie Rückzahlungen an andere Anleger und für Ausschüttungen an Investoren verwendet worden sein.
Lauda bekam 400.000 und verlor 500.000 Euro
Seidl und er hätten sich auf einen auf vier Jahre angelegten Sponsor-Vertrag geeinigt, sagte Lauda am Mittwoch vor Gericht. Demnach sollte der Ex-Rennfahrer jährlich 1,2 Millionen Euro, zahlbar in drei Raten zu je 400.000 Euro, für das Tragen des blauen MSG-Kapperls erhalten (Bild rechts). Seidl bezahlte jedoch nur eine einzige Rate.
"Hätt' ihm am liebsten eine drüberg'haut"
Zudem wollte der Angeklagte, dass Lauda in seine Finanzprodukte investiere. Fünf Millionen Euro sollte Lauda in einen Fonds einzahlen. Als Lauda zögerte, wollte der überzeugend und selbstsicher auftretende MSG-Chef 2,6 Millionen Euro. Lauda entschied sich, 500.000 Euro zu investieren und verlor dieses Geld. "Unterm Strich ist er (Seidl) ein Vollbetrüger", sagte Lauda am Mittwochabend in einem ORF-Interview und präzisierte: "Ich hätt' ihm am liebsten eine drüberg'haut, um's auf den Punkt zu bringen."
Lauda trug das blaue MSG-Kapperl von Jänner bis Juli 2011. Seit rund einem Jahr prangt das Logo der Abu-Dhabi-Investmentgesellschaft "aabar" auf Laudas Kopfbedeckung, die auch wieder die Farbe hin zum bekannten Rot gewechselt hat (Bild links).
Ex-Ski-Star Weirather verlor vier Millionen
In der Verhandlung am Mittwoch wurden außer Lauda weitere Zeugen gehört, ein Geschäftsmann und ein Rechtsanwalt, die Seidls Versprechungen von sicheren Anlagen ebenfalls geglaubt hatten. Der ehemalige österreichische Skirennläufer Harti Weirather, der rund vier Millionen Euro über Seidls Fonds verloren haben soll und ebenfalls per Privatklage beteiligt ist, wird nicht vor Gericht erscheinen. Er sei derzeit verhindert, seine Angaben vor dem Untersuchungsrichter sollen für die Verhandlung ausreichen.
Seidl selbst wurde bereits am ersten Verhandlungstag Ende September einvernommen und wies alle Vorwürfe zurück. Ungereimtheiten tauchten damals im Zusammenhang mit einer Vermögensaufstellung aus dem Jahr 2006 auf, mit der Seidl Kunden von seinem Reichtum überzeugt habe. Damals verfügte der Mann über 80 Millionen Franken (aktuell 66,2 Millionen Euro), davon 8 Millionen in flüssigen Mitteln. Was mit dem Geld geschah, konnte der Angeklagte aber nicht plausibel erklären. Die Mittel seien wohl durch seinen Lebensstil aufgebraucht worden, meinte er.
Verfahren auch in der Schweiz anhängig
Gegen den Angeklagten läuft auch in der Schweiz, wo er sich formal in U-Haft befindet, für die Dauer des Liechtensteiner Verfahrens aber ausgeliefert wurde, ein Prozess wegen vermuteten Anlagebetrugs. Im Fokus der Justiz steht ein weiteres Unternehmen Seidls, die Samiv AG, über die inzwischen der Konkurs eröffnet wurde.
Die Money Service Groupe profilierte sich in der Öffentlichkeit als Sport-Sponsor, etwa der Schweizer Fussball Super League, des Formel-1-Rennstalls Sauber sowie des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Lauda. Die Verträge sind mittlerweile ausgelaufen oder wurden von den Sportakteuren selbst gekündigt. MSG soll im Sponsoring aber noch einige offene Rechnungen haben.
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