Brief an die Leser

Leben mit dem Schwarzen Peter

Österreich
05.03.2016 16:55

Was ihr nicht alles einfällt zu Österreich, der angeblich mächtigsten Politikerin der Welt. Vorbei und vergessen die Freundschaft Angela Merkels mit Werner Faymann. Ein Europa mit Grenzen, das sei nicht mehr ihr Europa, bekräftigte die deutsche Kanzlerin vor einer Woche im großen ARD-Interview. Und wenn nun Grenzen geschaffen würden - wer bekommt den Schwarzen Peter? Österreich!

Danke, Frau Willkommenskanzlerin! Auf Österreich hinhauen, das ist billig. Es muss ja nicht gerecht sein. Wie ist das denn mit der deutschen Grenze? Frau Merkel hört wahrscheinlich keinen österreichischen Verkehrsfunk. Denn dann wüsste sie, dass seit vielen Monaten für die Grenzübergänge Richtung Deutschland regelmäßig Wartezeiten zwischen 20 und 40 Minuten verkündet werden. Frau Merkel kennt sicher keine schwer genervten Österreicher, die mitunter täglich in diesen Staus stecken - weil Deutschland seit Monaten seine "offenen" Grenzen zu Österreich genau kontrolliert. Ist das das merkelsche Europa ohne Grenzen?

Und bei den vielen widersprüchlichen Aussagen Merkels - war da nicht zuletzt, wenn auch etwas versteckt, auch "das Ende des Durchwinkens" dabei? Ja, was denn jetzt? Österreich aber darf dem Durchwinken kein Ende machen? Wer und wie gewunken wird, das entscheidet immer noch Berlin?

Österreich hat sich eh lang genug "verwacheln" lassen. Seit Rot-Schwarz nicht fünf, sondern eine Minute vor zwölf vom politischen Selbstmordkurs als Beiwagerl Deutschlands abgesprungen ist, fasst diese Regierung plötzlich Tritt.

Wir sehen es beim Tenor unserer Leserbriefe: Noch vor wenigen Wochen fiel das Urteil für diese Regierung vernichtend aus. Jetzt sind die Töne viel, viel milder. Die allermeisten Österreicher scheinen hinter dem Kurs zu stehen. 73 Prozent finden ihn laut einer Unique-Research-Umfrage für "Heute" aus der abgelaufenen Woche richtig. Auch auf krone.at gab es auf die Frage "Merkel-Kritik: Ist Österreichs Asylpolitik zu hart?" eine selten glasklare Antwort von der extrem hohen Teilnehmerzahl von 13.281 Lesern: 93,1 Prozent von ihnen sagen dazu: "Nein!"

Nicht nur die neue gemeinsame Asylpolitik findet hohen Zuspruch, auch die dahintersteckenden Köpfe. Gerade noch Buhmänner und -frauen der Österreicher, entwickelten sie sich in Turbotempo zwar zu Buhmännern und -frauen Deutschlands, Griechenlands und der EU - aber gleichzeitig zu neuen "Heroes" der Österreicher. Wer hätte ihnen das zugetraut?

Jetzt, wo sie offenbar verstanden haben, was die Österreicher erwarten, haben wir sie auch großflächig zu Wort gebeten - Kanzler FaymannAußenminister Sebastian KurzInnenministerin Johanna Mikl-Leitner. Und ich kann Ihnen diese Interviews ans Herz legen: Diese Dame und diese Herren haben jetzt wirklich etwas zu sagen.

Schönen Sonntag mit einer bewegenden "Krone"!

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