Das Ergebnis des Votums lag diesmal etwas unter dem von 2010. Damals votierten 98,54 Prozent für den ersten rot-grünen Pakt. Unter den heute 340 gültig abgegebenen Stimmen waren 317 Ja- und folglich 23 Nein-Stimmen. Dabei waren die Karriereaussichten von Front-Frau Vassilakou nach der Wien-Wahl durchaus unsicher.
Doch kein Rücktritt nach Verlusten
Denn im Vorfeld des 11. Oktober hatte Vassilakou angekündigt: "Sollte es zu Verlusten kommen, was ich nicht glaube, dann bedeutet das für mich auch, dass es an der Zeit ist, dass die nächste Generation bei den Grünen übernimmt." Nach tatsächlichen Verlusten am Wahlabend ließ sie Konsequenzen zunächst offen, geriet in Argumentationsnotstand und ließ sich letztendlich von der Parteispitze via Vertrauensfrage ihre politische Zukunft absichern.
Immerhin hatte sich die gebürtige Griechin trotz mancher zusätzlicher grauer Haare zufrieden mit ihren Erfolgen gezeigt. Die schärfsten Kritiker rund um die Begegnungs- und Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße sind verstummt, mehr Wiener denn je fahren mit Öffis und dem Rad. Er streite lieber ich mit den Grünen über Verkehrsthemen als mit der ÖVP über die Bildung, hatte ja auch SPÖ-Landeschef Michael Häupl 2010 seine Koalitionsentscheidung begründet. Vassilakou bekam das Verkehrs- und Planungsressort.
Ab diesem Moment ging der Juniorpartner der Koalition den Roten mit seinen Themen gehörig auf die Nerven, die SPÖ hatte merkliche Anpassungsschwierigkeiten an den Verlust ihrer absoluten Mehrheit. Nicht durchsetzen konnte sich ihre Partei letztlich mit der Reform des mehrheitsfördernden Wahlrechts in Wien. Die SPÖ kaperte einen grünen Abgeordneten, Vassilakou war sauer und sprach von "allerunterster Schublade". Dennoch legte sie sich - ganz im Gegensatz zum Regierungspartner - frühzeitig auf eine Fortsetzung der Koalition fest, stichelte dabei aber fest gegen den "Michi". Rot-Grün II ist inzwischen in trockenen Tüchern, die Einigung auf eine Wahlrechtsreform steht im neuen Regierungspakt.
Frau mit Migrationshintergrund macht politische Karriere
Vassilakous persönliche Geschichte - eine Frau mit Migrationshintergrund macht politische Karriere - hat bisher jedenfalls verdeutlicht, dass Integration für die Wiener Grünen nicht nur ein leeres Schlagwort ist. Geboren wurde Vassilakou am 23. Februar 1969 in Athen als einziges Kind einer Goldschmiedin und eines Bauunternehmers. Nach der Matura kam sie 1986 für ihr Sprachstudium an die Wiener Universität, wo sie auch ihre politische Laufbahn startete. 1995 erfolgte der Wechsel in den Grünen Klub im Wiener Rathaus. 1996 zog sie in den Landtag ein, 2001 trat sie auf dem prominenten zweiten Listenplatz an und wurde nach dem Wahlerfolg nicht amtsführende Stadträtin.
2005 ging sie bereits als Spitzenkandidatin ins Rennen, zuvor war sie Christoph Chorherr als Klubvorsitzende gefolgt. In der Partei ist sie seit 2004 Bundesvorstandsmitglied, seit 2008 stellvertretende Bundessprecherin. 2010 brachte mit Rot-Grün gleich zwei neue Titel für die grüne Frontfrau: Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung sowie Vizebürgermeisterin.
Vassilakou ist verheiratet, gemeinsam mit ihrem Mann und Jack Russell Terrier Rico lebt sie in Hernals. In ihrer Freizeit frönt die grüne Frontfrau gerne dem Wassersport, liest Nick Hornby - passend zur Wahl empfiehlt sie "A Long Way Down" - und hört Wanda bzw. All-Time-Favorites wie Alanis Morissette.
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