"Krone"-Gespräch

Martinz: “Es hat verführerisch leicht ausgesehen”

Österreich
27.07.2012 21:06
Josef Martinz gestand, für die Kärntner ÖVP bei den Birnbacher-Millionen mitkassiert zu haben. Im Interview mit der "Kronen Zeitung" spricht der Ex-Landesparteichef über Parteifinanzen, Mitwisser und Haider.

"Krone": Ihr Mitangeklagter Dietrich Birnbacher war nach seinem Geständnis erleichtert. Wie geht es Ihnen?
Josef Martinz: Ich bin total zerknirscht. Nach einer langen politisch und privat erfolgreichen Zeit stehe ich vor einem Desaster. Man kann nichts rechtfertigen. Ich kann mich nur bei allen entschuldigen, deren Vertrauen ich natürlich fürchterlich missbraucht habe.

"Krone": Warum haben Sie sich auf diese Geschichte eingelassen?
Martinz: Es war die Verführung, leicht zu Geld für die Partei zu kommen. Haider mit seiner Leichtigkeit und der Druck der Partei, die Parteifinanzen zu sanieren – diese Kombination hat zu dem Fehler geführt.

"Krone": Auch wenn es zynisch klingt: Die VP hat Millionen Schulden gehabt, da waren die 65.000 Euro ja ein Klacks. War es das wert, Ihr Leben zu ruinieren?
Martinz: Wenn man bedenkt, was noch auf mich zukommt, war es nicht einen einzigen Gedanken wert. Ich kann nur jeden Parteiobmann oder Verantwortlichen davor warnen, sich von einer Partei oder Gruppe zu unkorrekten Schritten drängen zu lassen.

"Krone": Hat man Sie gedrängt?
Martinz: Parteifinanzen sind immer ein riesiges Problem, jeder braucht Geld und der Obmann ist für alles zuständig. Sponsoring, Spenden oder Parteifinanzierung – es ist immer zu wenig. Und dann bleibt man allein übrig, wenn es um die Verantwortung geht.

"Krone": Das klingt, als hätten Sie Mitwisser gehabt.
Martinz: Nein. Es war ein heißes Thema, heiß genug, dass ich kein Palaver darum gemacht habe.

"Krone": Wann ist die Idee aufgetaucht, beim Birnbacher-Honorar mitzuschneiden?
Martinz: Nachdem der Verkauf der Hypo erfolgreich abgeschlossen war. Das ist mir wichtig: Der erfolgreiche Verkauf aus damaliger Sicht, die 832 Millionen Euro Erlös, Standortsicherung, Zukunftsfonds – es ist alles eingetreten, was wir verhandelt haben. Das macht mich stolz, weil das mit mir direkt in Verbindung steht. Das Geschäft war erfolgreich, ordentlich und gut verhandelt. Auch mit dem Beitrag von Birnbacher.

"Krone": Und lukrativ zumindest für die VP?
Martinz: Ich war eigentlich bis zuletzt davon überzeugt, dass Birnbachers Leistungen und das Honorar gestimmt haben. Das hat gepasst.

"Krone": Inklusive der Parteienfinanzierung? Wie ist denn der Deal eigentlich gelaufen?
Martinz: Da muss ich jetzt aufpassen. Dazu ist die Situation zu heikel. Nachdem das Geschäft vorbei und gut gelaufen war, haben wir uns mit Haider überlegt, zum Birnbacher zu gehen und zu sagen: Jetzt tu ma a bissl teilen! Es hat verführerisch leicht ausgeschaut! Aber es war ein schwerer Fehler.

"Krone": Warum haben angeblich nur Sie von Birnbacher Geld bekommen und Haider nicht?
Martinz: Ich weiß nicht, ob Haider oder das BZÖ etwas bekommen haben. Es fehlen bei der Angabe von Birnbachers Zahlungsströmen mehrere Hunderttausend. Wo die hingekommen sind, weiß ich nicht. Aber vielleicht kann Stefan Petzner da etwas beitragen. Der ist praktisch am Schoß vom Haider gesessen.

"Krone": Haben Sie getrennt mit Birnbacher verhandelt? Wie sind Sie auf die 65.000 Euro gekommen? Haben Sie das vorgeschlagen?
Martinz: Jeder ist seinen eigenen Weg gegangen. Nach meinem Vorschlag einer Parteispende hat es eigentlich keine Gespräche mehr gegeben. Birnbacher hat mir dann die 65.000 gegeben.

"Krone": Haben Sie Belege oder Beweise, dass Geld zum damaligen BZÖ geflossen ist?
Martinz: Nein.

"Krone": Das heißt, Sie bleiben allein übrig.
Martinz: Schaut so aus. Der Haider sitzt neben mir, aber nur als Geist. Die ganze Sache ist grausig. Ich bin als Mensch und Politiker jemand gewesen, der ordentlich gearbeitet hat und der eigentlich auch Vertrauen erzeugt hat.

"Krone": Landeschef Gerhard Dörfler wirft Ihnen vor, Jahre mit Lug und Trug gelebt zu haben.
Martinz: Der soll auf sein eigenes Umfeld schauen.

"Krone": Wie hat Ihre Familie auf Ihr Geständnis reagiert?
Martinz: Das tut mir natürlich am meisten weh, weil sie überhaupt nichts dafür kann. Aber sie stehen alle hinter mir. Wir werden das gemeinsam tragen.

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