Eines vorweg: Von eitel Wonne ist New York so weit weg wie Österreich von 20 Goldmedaillen bei Olympia. 500.000 Illegale bei 8,4 Millionen Einwohnern sprechen für sich.
Sie alle sind ohne Papiere, Regelungen wie hierzulande Asylverfahren, die irgendwann dann doch Klarheit schaffen, wer bleiben darf oder nicht, sind Fehlanzeige. Ein Beispiel? Kinder (auch illegaler Zuwanderer) erlangen in den USA kraft ihrer Geburt das Recht auf die Staatsbürgerschaft, die Eltern nicht. Was tun? Der Staat sieht weg und verlagert das Problem auf untere Ebenen – im Fall von New York muss dann die Stadt zusehen, wie sie damit klarkommt.
Zwar gibt es zuhauf Programme, um die Migranten Englisch zu lehren, doch wie immer reicht das Geld nicht. Ähnlich wie in Wien (40 Prozent) ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund hoch – sechs von zehn Einwohner sind es, Menschen aus 193 Ländern, die 176 Sprachen sprechen. Und von der viel zitierten Chancengleichheit, die gerne neben Freiheit und dem "American Dream" in den Mund genommen wird, "kann wohl auch keine Rede sein", wie Staatssekretär Kurz in einem ersten Resümee nach einem Besuch der Parallelwelt Chinatown (jeder Zweite kann nicht Englisch) sagt.
Einwanderer-Kind als Vize-Bürgermeisterin
Alles wie bei uns also? Nein. Etwas ist in New York entscheidend anders – und das Beispiel einer gewissen Fatima Shama (als eines von vielen) zeigt, was: Shama ist Muslimin und das fünfte Kind eines Einwanderers, der mit 200 Dollar in die USA kam. Und sie ist Vize-Bürgermeisterin von New York, die Nummer zwei nach Michael Bloomberg, selbst Spross russisch-jüdischer Immigranten. Kurz: "Es beeindruckt zu sehen, dass hier niemand seine Wurzeln zu leugnen braucht und sich zugleich selbstbewusst als Amerikaner fühlen kann. Die Verleihung der Staatsbürgerschaft ist nicht ein Akt des nackten Bürokratismus, sondern ein Freudenfest. Amerika zeigt seinen Nationalstolz."
Nationalstolz. Ein Wort, das in Österreich reflexartiges Zusammenzucken auslöst. Kurz: "Es ist Zeit, das Wort aus seiner geschichtlichen Geiselhaft zu lösen. Das kann man bei den Amerikanern lernen. Die sind echt stolz auf ihr Land." Mit für uns Mitteleuropäer nicht immer nachvollziehbaren Auswüchsen. Sollen also Migranten (von Kindesbeinen an) nach US-Vorbild mit der Hand am Herzen auf die rotweißrote Fahne schwören und das täglich?
"Es geht auch anders"
Kurz (lacht): "Nein, nein. Aber es geht auch anders. Die vielen Vereine etwa sind ein ideales Feld für Integration. Ebenso wichtig ist es, ein Bewusstsein für Eigenes zu entwickeln, es hochzuhalten. Auch das zeigen uns die Amerikaner vor. Die sind so stolz auf ihr Land, dass kaum Platz bleibt für Angst vor Neuem. Würde man in Österreich eigene Werte, die Religion nicht stets in Frage stellen oder schlechtreden, würde die Angst schwinden, von 500.000 Moslems überrannt zu werden."
Und noch etwas hat es Kurz angetan: "Sprachkurse für Migranten werden in New York teils auf der Uni abgehalten. Das wertet enorm auf. Die Miggranten treffen auf Landsleute, die bereits studieren. Das motiviert zu eigener Leistung."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.