Nach einer Total-Blamage von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner in der "ZiB 2" am Mittwoch steht der ÖVP-Chef vor dem Ende seiner politischen Laufbahn. In einem skurrilen Auftritt (Video oben) beklagte Mitterlehner vor einem ratlosen TV-Publikum, dass Bundeskanzler Werner Faymann am Sonntag in der Sendung "Im Zentrum" seine Flüchtlingspolitik erklären dürfe. Er aber komme im ORF immer zu kurz, so Mitterlehner. Reaktion auf Twitter: "Mitterlehner wirkt wie ein Betrunkener, der mit dem Türsteher diskutiert, warum er nicht in die Disco darf."
Logischer Nachfolger des angeschlagenen Mitterlehner ist Sebastian Kurz. Der 29-jährige Berufspolitiker strotzt nur so vor Kraft und steht jetzt in den Startlöchern für die ganz große Karriere. In seinem Fanklub wird bereits von vorgezogenen Nationalratswahlen geredet, damit Kurz das Kanzleramt schnell für die ÖVP zurückerobern kann.
Schon das vergangene Wochenende begann für den ÖVP-Star mit einer elfseitigen Jubelgeschichte im "profil". Das kam für Branchenkenner nicht überraschend. Erzählt man sich doch in der Illustrierten, dass der Chefredakteur "in den jungen Kurz regelrecht verliebt" sei. Tatsächlich kann "Super-Basti" vor allem ältere Herren für sich begeistern.
Kurz-Aufstieg wird auch mit Skepsis beobachtet
Damit nicht genug. Am Sonntag folgte ein selbstbewusster TV-Auftritt des Außenministers in der ARD-Diskussion von Anne Will mit 4,4 Millionen Zusehern. Zeitgleich musste sich der noch amtierende ÖVP-Chef Mitterlehner in Ingrid Thurnhers gewohnt schwacher ORF-Diskussionssendung mit nicht einmal 430.000 Zuschauern begnügen.
Zwei Tage später überrollte Sebastian Kurz vor rund 590.000 Sehern den erfahrenen Fernsehmann Armin Wolf in der "ZiB 2" mit einem Redeschwall.
Das rhetorische Talent gilt auch als größte Stärke des ehrgeizigen Wieners. Aber es wäre nicht die ÖVP, würde Kurz' kometenhafter Aufstieg nicht mit zunehmender Skepsis beobachtet. Der langjährige ÖVP-Abgeordnete Ferry Maier sagt: "Kurz ist ein Mundwerksbursche, kein Handwerksbursche."
Neuanfang für ÖVP nach Präsidenten-Desaster
Kurz ist aber nicht mehr zu stoppen. Mit ihm soll die ÖVP wieder einmal einen Neuanfang starten. Der beginnt gleich nach der Wahl des Bundespräsidenten. Da kann Andreas Khol als Ersatzkandidat für den jahrelang mit dem Hofburgamt kokettierenden Erwin Pröll kaum punkten. Das Präsidenten-Desaster dient als Vorwand, um Mitterlehner noch vor dem Sommer loszuwerden.
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