Tragödie in Graz

Mutter wollte ihre Tochter mit in den Tod nehmen

Österreich
06.11.2014 06:06
"Mama, mach auf, der Zoran ist da", rief die fünfjährige Jasmina, als ihr Halbbruder am Mittwoch gegen 15.20 Uhr in Graz an die versperrte Wohnungstüre klopfte. Die Mama machte nicht auf – sie packte ihre Tochter, öffnete das Fenster im dritten Stock und sprang mit dem Kind in die Tiefe. Beide wurden dabei lebensgefährlich verletzt.

Dragan P. (23, im Bild rechts) ist Zorans Zwillingsbruder. Er hatte einen AMS-Kurs besucht und kam erst um 18 Uhr zum Haus in der Andreas-Hofer-Straße im Grazer Bezirk Eggenberg.

Frau wollte schon einmal aus Fenster springen
Er kann das, was geschehen ist, nicht wirklich fassen, sucht aber nach einer Erklärung für die Wahnsinnstat: "Es hat vor etwa einem halben Jahr begonnen. Da wollte meine Mutter mit der Jasmina schon einmal aus dem Fenster springen. Ich habe sie aber im letzten Moment zurückhalten können. Sie hätte panische Angst vor ihrem Ex-Mann, dem Vater von Jasmina, der jetzt in Oberösterreich lebt, hatte sie gesagt. Ich habe sie beruhigen können. 'Es gibt die Polizei und es gibt Ärzte, die Dir helfen können', habe ich gesagt. Sie war dann auch für einige Zeit in Behandlung: Danach schien alles wieder normal zu sein."

War es offenbar aber doch nicht. Die 44-jährige Svetlana P. schleppte eine innerliche Last mit sich, aber sie teilte ihre Probleme mit ihren beiden Söhnen nicht. Was sie am Mittwoch letztlich bewogen hatte, in selbstmörderischer Absicht aus dem dritten Stock zu springen und dabei die Fünfjährige mitzunehmen, weiß Dragan nicht. "Ich hoffe nur, dass die beiden überleben. Man hat mir gesagt, dass sie lebensgefährliche Verletzungen erlitten haben und in das Grazer LKH gebracht wurden."

Mutter und Tochter landeten auf einer Wiese
Daragans Bruder Zoran stand ahnungslos vor der versperrten Wohnungstüre, als sich in seiner unmittelbaren Umgebung die Tragödie abspielte. Mutter und Tochter prallten auf einer Grasfläche neben dem Haus auf. Sollten sie überleben, dann hat sie wohl die kleine Wiese gerettet.

Für den Sprung selbst gibt es keine Augenzeugen. Ein Passant hatte leises Wimmern gehört und nachgesehen. Dabei entdeckte er die beiden Schwerverletzten. Rettung und Polizei trafen – von ihm sofort telefonisch verständigt – Minuten später am Unglücksort ein. Mutter und Tochter wurden in das Grazer Landeskrankenhaus gebracht, wo die Ärzte alles unternahmen, um ihr Leben zu retten.

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