Nicht zuletzt hatten viele "Krone"-Leser seit Langem die offenen Grenzen und die damit verbundene Kriminalität kritisiert. Die furchtbare Tragödie auf der Ostautobahn um 71 erstickte Flüchtlinge im Laderaum eines Kühllasters scheint jetzt endlich auch die heimische Politik wachgerüttelt zu haben.
Schwerpunktkontrollen angelaufen
Die Schwerpunktkontrollen werden nun im grenznahen Bereich und an den internationalen Hauptverkehrswegen auf österreichischem Boden durchgeführt, Hunderte Beamte dabei im Einsatz sein. Noch am Sonntagabend gegen 19 Uhr starteten die Überprüfungen im Burgenland (Bild oben), seit Montagmorgen finden entsprechende Aktionen in Nieder- sowie Oberösterreich statt. Polizeisprecher Helmut Marban stellte klar, dass es sich um sicherheitspolizeiliche und verkehrstechnische Kontrollen handelt, und dezidiert nicht um Grenzkontrollen - welche ja auch dem Schengen-Abkommen widersprechen würden.
Fünf Aufgriffe auf A4 im Burgenland
Bereits gegen 21.05 Uhr kam es zu einem ersten Aufgriff: Auf einem Kontrollpunkt an der A4 im Burgenland wurde ein Chrysler Voyager mit französischem Kennzeichen, in dem sich elf Flüchtlinge - neun Erwachsene und zwei Kinder - befanden, gestoppt. Auf diesem Abschnitt des kontrollierten Gebietes versehen rund 15 Beamte ihren Dienst. Die Flüchtlinge wurden mit den Worten "Ihr seid in Sicherheit, ihr seid in Österreich" auf Englisch begrüßt, der Fahrer wurde festgenommen.
Insgesamt seien bei der Schwerpunktaktion bisher fünf Schlepper festgenommen und mehr als 200 Flüchtlinge aufgegriffen worden, zog Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien Bilanz. "Egal wo sie sich befinden, wir wollen den Schleppern das Handwerk legen", sagte Kogler.
"Mit Bayern, Ungarn und Slowakei abgestimmt"
"Diese Verbrecher sind international vernetzt und agieren international. Daher müssen wir ihnen auch international begegnen", hatte Mikl-Leitner noch am Sonntag betont. Die Kontroll-Hotspots seien daher selbstverständlich auch mit den bayrischen, ungarischen und slowakischen Behörden abgestimmt.
Dezidierte Suche nach Schlepperfahrzeugen
Im Visier der Ermittler stehen besonders jene Fahrzeuge, die auf mögliche Schmuggelverstecke für Geschleppte schließen lassen. Diese werden angehalten und verkehrs- bzw. sicherheitspolizeilich überprüft.
Verkehrsbehinderungen und kilometerlange Staus
Die verschärften Kontrollen an den Grenzen werden - wie bereits am Samstag angekündigt - zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und zu Staus führen. "Um Menschenleben zu retten und die Schlepperkriminalität wirksam zu bekämpfen", müssten temporäre Verkehrsbehinderungen jedoch in Kauf genommen werden, hieß es seitens des Ministeriums.
Bereits am Montagmorgen gab es auf ungarischer Seite beim Grenzübergang Nickelsdorf-Hegyeshalom 30 Kilometer Stau. Bei Klingenbach-Sopron standen die Fahrzeuge sechs Kilometer weit, bei Deutschkreutz-Kophaza vier Kilometer. Die Polizei bat die Autofahrer laut der ungarischen Nachrichtenagentur MTI um Geduld und riet zu erhöhter Aufmerksamkeit.
"Ihr könnt euch in Österreich nicht sicher fühlen"
"Wir stehen Verbrechern gegenüber, die mit außerordentlicher Skrupellosigkeit vorgehen. Daher müssen wir ihnen auch mit außergewöhnlicher Härte begegnen, um sie erfolgreich zu bekämpfen", so Mikl-Leitners Begründung für die Grenzmaßnahmen. "Die Botschaft an die Verbrecher ist ganz klar: Ihr könnt euch in Österreich nicht sicher fühlen. Kriminelle Schlepper werden in Österreich erwischt und landen hinter Gittern."
Ansturm von Tausenden Flüchtlingen erwartet
Indes bereiten sich Einsatzkräfte und das Rote Kreuz in Nickelsdorf im Burgenland auf einen regelrechten Ansturm von Flüchtlingen vor. Die Polizei erwartet eine Massenankunft von bis zu 7000 Menschen. Sie waren noch vor Fertigstellung des ungarischen Grenzzaunes via Serbien eingereist und werden auf ihrer Reise nach Westeuropa demnächst hier erwartet. Auch das Bundesheer ist mit dem Aufbau von Feldbetten und Zelten an der Grenze im "Asyl-Einsatz".
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