"Zu wenig Akzeptanz"

Nach Protest der Radler: Glockner-Maut kommt nicht

Österreich
11.02.2011 11:47
Der Protest der Radfahrer hat schnell Wirkung gezeigt: Der Großglockner darf auch in Zukunft per Drahtesel erklommen werden, ohne dass man dafür Maut bezahlen muss. In einer Aussendung teilte die Großglockner Hochalpenstraßen AG am Freitag mit, dass man nun auf das Radfahrer-Entgelt verzichten und ein Sicherheitspaket ausarbeiten werde.

"Die Diskussion der letzten Tage hat gezeigt, dass die erforderliche Akzeptanz eines Tarifes von fünf Euro für Radfahrer in den Hauptverkehrszeiten nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist", so GROHAG-Vorstand Christian Heu. Man müsse aus diesem Grund verhindern, dass das Image der Gesellschaft Schaden nehme. Immerhin sei die Großglockner Hochalpenstraße die schönste und berühmteste Panoramastraße Europas.

"Wir werden daher bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung ein Maßnahmenpaket für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer ausarbeiten, ohne dabei auf die Lenkung der Verkehrsströme durch die Einhebung eines Entgelts für Radfahrer zwischen 9 Uhr und 15 Uhr zurückzugreifen", so Heu.

Maut aus "Sicherheitsgründen"
Bisher hatte der Plan so ausgesehen, dass Radfahrer ab der Öffnung des legendären Asphaltbandes im Frühling 2011 fünf Euro Maut bezahlen sollten. Allerdings nur jene, die zwischen 9 und 15 Uhr die 1.330 Höhenmeter und 12,5 Kilometer von der Mautstelle in Ferleiten - aus Salzburger Sicht - aus in Angriff nehmen.

Begründet wurde dies folgendermaßen: Da sich in den vergangenen 15 Jahren die Anzahl der Radfahrer von 5.000 auf rund 20.000 pro Jahr erhöht hat, wolle man den Radfahrverkehr an die Randzeiten verlagern. Die verstärkte Frequenz führe zu einem erhöhten Verkehrssicherheitsrisiko und "unweigerlich zu einem erhöhten Unfallaufkommen", erklärte dazu der Leiter der Verkehrsabteilung im Landespolizeikommando Salzburg, Oberst Friedrich Schmidhuber.

"Das ist gefährlicher als vorher"
Nach der Ankündigung der Maut Anfang Februar ging eine Welle der Empörung durchs ganze Land. "Ich nenne das Abzocke und total unüberlegt. Das Argument der Sicherheit wird vorgeschoben. Wenn ab 9 Uhr Geld verlangt wird, werden noch mehr Radfahrer zur gleichen Zeit los fahren. Das ist gefährlicher als vorher", argumentierte Günther Jölli, Sektionsleiter beim Polizeisportverein Salzburg.

Der Widerstand formierte sich auch professionell. So unterschrieben zum Beispiel auf der Website der "Salzburger Verkehrsplattform" bereits über 2.000 Menschen die Protest-Resolution "Nein zur Radlermaut am Großglockner" . Doch auch in sozialen Netzwerken war der Protest spürbar: "Auf Facebook gibt es die Gruppe 'Maut am Glockner verhindern'  mit fast 400 Mitgliedern", sagte Alexander Trauner, Hobby-Radfahrer.

Politik unterstützte Maut-Gegner
Dass die Großglockner Hochalpenstraßen AG die Maut für Radfahrer als Sicherheits- und Servicepaket verkaufen wollte, ärgerte die Sportler am meisten. "Eine Schande! Damit ist der Glockner für mich gestorben und zwar aus Prinzip", postete zum Beispiel Michael Bischof auf Facebook. Auch die Politik schlug sich auf die Seite der abgasfreien Zweiräder. Sportreferent David Brenner und Günther Jölli waren sich einig: "Wenn das Schule macht, verlangt man bald überall Geld von den Radfahrern!"

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