Ein "Zusammenspiel von Kleinigkeiten" hat laut dem Anwalt des mordverdächtigen 41-Jährigen zum gewaltsamen Tod eines Ehepaares im oberösterreichischen Leonding geführt. Roland H., der den 74-Jährigen und seine 71 Jahre alte Ehefrau mit einer Eisenstange zu Tode prügelte, sei nun "ein gebrochener Mann".
Voraus ging der schrecklichen Bluttat ein langjähriger Nachbarschaftskrieg. Andreas Mauhart, der Anwalt des Verdächtigen, spricht von Psychoterror, an dem die Familie seines Mandanten zu zerbrechen drohte. Eine Summe kleiner Zufälle führte laut Mauhart am Samstag in Leonding dann zum Zusammentreffen von Roland H. mit dem Ehepaar.
Zufall 1: Weil eins seiner beiden Kinder krank ist, hat Roland H. es so eilig, dass er nach der Arbeit die Schuhe nicht wechselt, wie sonst immer, sondern in jenen mit Stahlkappen von der Arbeit nach Hause fährt.
Zufall 2: Nie geht er Samstagnachmittag einkaufen, diesmal schon - wegen des kranken Kindes.
Zufall 3: Es ist ein schöner, sonniger Tag, Regina (71) und Erich Z. (74) machen einen Spaziergang.
Zufall 4: Beim Treffen steht Roland H. genau vor einer Eisenstange der Baustelle an dieser Straße.
Um 15 Uhr treffen sie zusammen. Roland H. will weitergehen, aber das Ehepaar wechselt die Straßenseite und kommt zu ihm. Seinem Anwalt berichtet er: "Der Mann hat mir mit dem Ellbogen einen Rempler gegeben, die Frau hat mich beschimpft und deppert genannt." Was dann passierte, daran hat er keine Erinnerung. Dass er die Eisenstange ausgerissen und damit auf das Ehepaar eingeprügelt und möglicherweise mit den Stahlkappenschuhen auch auf es eingetreten hat. Zwei Tage später starben die Verletzten im Krankenhaus.
"Psychoterror nicht mehr ausgehalten"
Wie es ihm jetzt geht? "Sehr schlecht", sagt Mauhart: "Er hat realisiert, dass seine Attacke mit dem Tod zweier Menschen geendet hat. Er selbst hätte wohl am allerwenigsten damit gerechnet, dass er so etwas tun könnte." Es wird zu prüfen sein, ob der Verdächtige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.
Denn psychisch belastet müsse er durch den Nachbarschaftsstreit schon lange gewesen sein. "Seine Frau ist zeitweise ausgezogen, weil sie den Psychoterror der Nachbarn einfach nicht mehr ausgehalten hat", weiß Mauhart. "Die Kinder wurden unter anderem als Missgeburten beschimpft. Die Mutter ließ sie fast nicht mehr aus dem Haus, damit es keinen Lärm und nicht wieder Beschwerden gibt. Wenn sie Freundinnen zu Besuch hatte, wurden diese wirklich grob beschimpft. Dieses Leben muss die Hölle gewesen sein", so der Verteidiger.
Dass Roland H. deshalb sogar das Haus verkaufen wollte, kann Mauhart zwar vorerst nicht bestätigen, weiß aber: "Mein Mandant hat das Haus ja nicht selbst gebaut, sondern gekauft. Der Vorbesitzer ist regelrecht geflüchtet."
In ihrer Verzweiflung gingen Roland H. und seine Frau sogar einmal zum Amtstag, fragten um rechtliche Information, was sie tun könnten. Nichts, soll es dort geheißen haben, nur schimpfen ist nicht strafbar.
Ermittlungen wegen Mordverdachts laufen
Die Staatsanwaltschaft hat am Montagabend die Untersuchungshaft über den Verdächtigen verhängt, die Ermittlungen laufen wegen Verdachts des zweifachen Mordes. Staatsanwalt Philip Christl: "Der Strafrahmen dafür beträgt zehn bis zwanzig Jahre oder lebenslang. Wir müssen jetzt schauen, was die Polizei liefert, und dann wird entschieden, wie es weitergeht. Ob eventuell auch Gutachten nötig sind."
Video: Ehepaar nach Attacke mit Eisenstange gestorben
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