Letztes Geleit

Otto Habsburg in Wien feierlich beigesetzt

Österreich
17.07.2011 08:25
Im Beisein hochrangiger in- und ausländischer Trauergäste ist Otto Habsburg am Samstag in Wien zu Grabe getragen worden. Nach dem feierlichen Requiem im Stephansdom folgte ein kilometerlanger Trauermarsch durch die Stadt. Den Schlusspunkt bildete die traditionelle Anklopf-Zeremonie vor der Kapuzinergruft, in der der Kaisersohn seine letzte Ruhe fand.

Das Requiem im Wiener Stephansdom wurde vom Kardinal Christoph Schönborn zelebriert. Er würdigte das "Lebenswerk des großen Verstorbenen". Es sei der Versuch gewesen, das Unglück des Ersten Weltkriegs wiedergutzumachen. Otto Habsburg habe dem "Friedensprojekt Europa gedient". In seinem Auftrag, seiner Berufung, das "Zusammenleben der Völker und Kulturen, der Sprachen und Religionen zu fördern", sei Habsburg ein "Friedensstifter" gewesen.

Habsburg habe "nicht der Vergangenheit nachgetrauert". Er habe vorgelebt, "wie wir unverkrampft aus dem Gestern für das Morgen schöpfen können", so der Kardinal. Schönborn betonte weiter, dass Habsburg "Gottesgnadentum" nicht als ein Anrecht auf eine Herrschaftsposition verstanden habe, sondern "zuerst als Verantwortung: als Auftrag, die anvertrauten Aufgaben, in die wir hineingestellt sind, in Verantwortung vor Gott wahrzunehmen", so der Wiener Erzbischof. "In Sachen Umgang mit der Geschichte dürfen wir in Österreich von ihm lernen."

Die erste Lesung in der Trauermesse wurde vom ältesten Sohn Otto Habsburgs, Karl Habsburg, verlesen, die zweite von Enkelsohn Ferdinand Zwonimir. Die Fürbitten wurden von den sieben Kindern des Verstorbenen gelesen, den Söhnen Karl und Georg sowie den Töchtern Andrea, Monika, Michaela, Gabriela und Walburga.

Kreuze aus Rosen schmückten Sarg
Den Sarg Otto Habsburgs im Stephansdom schmückten zwei Kreuze aus Rosen. Eines stand symbolisch für die sieben Kinder des Verstorbenen, das andere für Enkel und Urenkel. Die Blumengebinde wurden aus jeweils 500 weißen Rosen und 200 roten Nelken zusammengefügt. Auch eine Reliquie von Ottos seliggesprochenem Vater, Kaiser Karl, wurde aufgestellt.

Zahlreiche Trauergäste waren zugegen, unter ihnen die Monarchen von Schweden, Luxemburg und Liechtenstein, Prinz Hassan von Jordanien, die Ex-Könige von Rumänien und Bulgarien sowie Spitzenpolitiker aus Georgien, Mazedonien und Tschechien. Auch EU-Kommissar Johannes Hahn und EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek waren unter den Teilnehmern. "Otto von Habsburg war ein engagierter Europäer. Seine Lebensgeschichte zeigt, dass das Schicksal Österreichs in der europäischen Integration liegt", erklärte Buzek.

Faymann "aus Respekt für die Familie" dabei
Mit Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger gaben auch Vertreter der Republik dem Europa-Politiker Habsburg das letzte Geleit. Die Teilnahme von Fischer und Faymann hatte den beiden Sozialdemokraten im Vorfeld Kritik wegen mangelnden "republikanischen Verständnisses" eingetragen. Faymann sagte dazu, seine Anwesenheit sei ein Zeichen von Respekt und Mitgefühl für die Familie. Er hob Habsburgs Widerstand gegen den Nationalsozialismus und sein Engagement für die europäische Einigung hervor.

Kilometerlanger Trauerkondukt zog durch die Innenstadt
Nach dem zweistündigen Requiem formierte sich auf dem Stephansplatz der 2,4 Kilometer lange Trauerkondukt. Beim Auszug aus dem Dom erklang die Pummerin. Hunderte Mitglieder von Traditionsverbänden in historischen Uniformen begleiteten den Sarg in einem zweistündigen Zug zur Kaisergruft in der Kapuzinerkirche. Im Trauerzug befanden sich 3.500 Personen - an der Spitze Musik, Fahnenabordnungen, Schützen, Ordenskissenträger und Klerus.

10.000 Schaulustige verfolgten den Weg des Kondukts durch die Wiener Innenstadt, berichtete die Polizei. Eine Protestaktion der Sozialistischen LinksPartei am Herbert-von-Karajan-Platz bei der Wiener Staatsoper verlief friedlich. Laut eigenen Angaben demonstrierten die zwölf Personen gegen "Geschichtsfälschung und den Trauerzug".

Anklopfzeremonie vor der Kapuzinerkirche
Am Abend traf der Trauerzug dann bei der Kapuzinerkirche ein. An der Pforte des Gotteshauses vollzog sich ein Ritual, das schon 1989 bei der Beisetzung von Ex-Kaiserin Zita, Ottos Mutter, zelebriert wurde (Wortlaut siehe Infobox). Im ersten Teil der Anklopfzeremonie referierte der Zeremonienmeister die historische Herkunft des Verstorbenen, dann die Ehrungen und Funktionen aufgrund eigener Leistung.

Der Kapuzinerpater antwortete darauf zweimal "Wir kennen ihn nicht!" Erst als nach der dritten Anfrage, "Wer begehrt Einlass?", bei der die Antwort "Otto - ein sterblicher, sündiger Mensch" lautete, wurde Einlass gewährt. Die Beisetzung von Otto und Regina Habsburg in der Gruft fand dann im engsten Familienkreis statt. Die Herzurne Ottos wird am Sonntag in der Benediktinerabtei Pannonhalma in Ungarn bestattet.

98-jährig in Bayern gestorben 
Der engagierte Europa-Politiker Otto Habsburg war am 4. Juli im Alter von 98 Jahren im bayrischen Pöcking am Starnberger See gestorben. Die Beisetzung in Wien bildete den Höhepunkt der Trauerfeiern, die in Bayern begonnen hatten.

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