Belgische Quellen:

Paris-Attentäter befindet sich in Österreich

Österreich
17.11.2015 22:28
Einer der mutmaßlichen Mittäter der Anschläge vom vergangenen Freitagabend in Paris befindet sich laut belgischen Quellen wieder in Österreich, wo er bereits vor rund zwei Monaten einmal auf "Urlaub" war. Das Innenministerium wollte diese Informationen gegenüber der "Krone" weder bestätigen noch zurückweisen. Was das Innenressort allerdings bestätigt hat: Salah Abdeslam war am 9. September mit zwei Begleitern aus Deutschland kommend in Oberösterreich eingereist - um Urlaub zu machen, wie er gegenüber Beamten bei einer Verkehrskontrolle angab. Außerdem erfuhr die "Krone", dass auch ein Top-Terrorist in Österreich war oder immer noch ist.

Abdeslam fiel den österreichischen Behörden unmittelbar nach der Einreise im Zuge einer Verkehrskontrolle auf. Der gebürtige Belgier wies sich korrekterweise als französischer Staatsbürger aus. Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck betonte, dass zum damaligen Zeitpunkt für die österreichischen Behörden keinerlei Hinweise auf einen dschihadistischen Hintergrund Abdeslams vorlagen. Bernhard Treibenreif, Kommandant der Polizeieinheit Cobra, bestätigte in der "ZiB 2" am Dienstagabend die Angaben aus dem Innenministerium. Auch die beiden Begleiter Abdeslams waren bis zum damaligen Zeitpunkt nicht entsprechend in Erscheinung getreten.

Attentäter wollte nach Wien reisen
Im Lichte der Ereignisse von Paris liegt für die Behörden aber selbstverständlich nahe, dass sich Abdeslam schon damals in dschihadistischem Umfeld bewegte und auch seine Mitreisenden wohl zur Szene gehörten, hieß es aus dem Innenministerium. Bei der Kontrolle sagte der 26-Jährige, er wolle ein paar Tage Urlaub in Österreich machen. Nach Informationen der "Krone" habe er angegeben, sich eine Woche lang in Wien aufhalten zu wollen.

"Eine Lüge", wie ein Szene-Insider der "Krone" berichtete. Demnach habe der Ex-Barbesitzer vielmehr den IS-Europa-Stadthalter "al Jafar" und dessen Vertreter "Saddiq" chauffiert. Letzterer habe sich seit einiger Zeit fix in Österreichs Bundeshauptstadt niedergelassen. Sie alle waren zuvor bei einem Treffen in Berlin gewesen.

Abdeslam, der Bruder des Selbstmordattentäters Brahim Abdeslam, der sich am Freitag in einem Pariser Café in die Luft gesprengt hatte, wird unter anderem gesucht, weil er einen belgischen Polo gemietet hatte, mit dem die Bataclan-Attentäter zur Konzerthalle gefahren waren. Der in Brüssel geborene Mann sei "gefährlich", hatten die französischen Behörden bereits am Montag mit der Veröffentlichung eines Bildes vor dem Terroverdächtigen gewarnt. Medienberichten zufolge soll der 26-Jährige übrigens bereits am Samstag eine Polizeikontrolle an der belgischen Grenze passiert haben. Und nun soll er sich laut Informationen belgischer Medien wieder in Österreich befinden.

Derzeit halten sich laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung 90 Syrien-Rückkehrer in Österreich auf. Dort könnte Abdeslam einfach untertauchen, so die Befürchtung in Sicherheitskreisen.

Bruder ruft Verdächtigen zum Aufgeben auf
Der Bruder von Salah Abdeslam hat diesen am Dienstag zum Aufgeben aufgefordert. "Natürlich rate ich ihm, sich der Polizei zu stellen, damit die Justiz diese ganze Geschichte aufklären kann", sagte Mohamed Abdeslam dem französischen Fernsehsender BFMTV. Er betonte gleichzeitig, bis zum Beweis des Gegenteils müsse sein Bruder "weiterhin als unschuldig gelten".

Französische Ermittler suchen Berichten zufolge nach einem zweiten Verdächtigen, der sich an den Taten direkt beteiligt haben soll. Die Person sei noch nicht identifiziert worden, berichtete die Nachrichtenagentur AP am Dienstag unter Berufung auf drei französische Insider. Demnach hat eine Analyse der Anschlagsserie ergeben, dass eine Person noch fehlt. Bisher waren man davon ausgegangen, dass es sich um insgesamt acht Attentäter handelte.

Laut Geheim-Dossier war oder ist auch IS-Terror-Emir in Wien
Noch ein weiterer extrem gefährlicher IS-Terrorist sorgt in Österreich für Aufregung: Nur zehn Tage vor der Blutnacht in Paris verschickte das Bundeskriminalamt eine vertrauliche Mitteilung an einen belgischen Nachrichtendienst, wonach sich Ali Musa Al Ahawakh alias Abu Luqman (42) in Wien aufhalten soll. Der "Emir von Rakkah" war oder ist noch immer der Chef der Geheimpolizei des Islamischen Staates und soll in Syrien Hunderte Menschen ermordet haben.

(Bild: Kronen Zeitung)

Bekannt wurde Abu Luqman speziell dadurch, dass er mit besonders grausamen Methoden seine Häftlinge zu Tode foltert. Mit dem Öl-Schmuggel hätte der "Terror-Emir" ein Vermögen von 30 Millionen Euro angehäuft, steht im Dossier des Bundeskriminalamts, das der "Krone" vorliegt. Weiters ist darin vermerkt: Der IS-Geheimdienstchef hätte sich deshalb abgesetzt, weil es zu einem Konflikt mit Abu Bakr al-Baghdadi, dem obersten Führer des Islamischen Staates, gekommen sei.

"Ja, dieses Schreiben ist tatsächlich aus dem Bundeskriminalamt", bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag. Allerdings wird auch festgestellt: "Wir bekommen oft derartige Hinweise. Abu Luqman war nicht in Wien." Auf die Frage, wie die Verfassungsschützer so sicher sein könnten, wenn sie doch konkret gewarnt haben, hieß es: "Die wissen das eben." Aktuell leben rund 250 Kriegsheimkehrer und IS-Mitkämpfer in Wien.

Sieben Festnahmen nahe Aachen
Im Zusammenhang mit der Paris-Blutnacht hat die deutsche Polizei am Dienstag in Alsdorf bei Aachen zwei weitere Verdächtige festgenommen. Ein Sprecher sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, damit seien in dem Ort nahe der Grenze zu den Niederlanden insgesamt sieben Personen verhaftet worden.

Die beiden Männer seien von Spezialkräften der Polizei in einem Mehrfamilienhaus festgenommen worden. Zurzeit werde ihre Identität geprüft und ob ein Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris bestehe. Zuvor hatten Spezialkräfte mit Sturmmasken und Maschinenpistolen in Alsdorf zunächst zwei Frauen und einen Mann mit ausländischen Pässen vor einem Jobcenter festgenommen und anschließend noch zwei weitere Männer verhaftet.

Aus dem Archiv: Mindestens 129 Tote bei Anschlagsserie in Paris

Lesen Sie auch:

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt