Die Umfrage, die diese überraschenden Ergebnisse jetzt zutage förderte, war von der ORF-Abteilung Religion in Auftrag gegeben worden. Bezüglich der von Ex-Caritas-Chef Helmut Schüller initiierten "Ungehorsam"-Initiative kommt die Studie zum Ergebnis, dass über 70 Prozent der Pfarrer den Aufruf grundsätzlich positiv sehen - nämlich als Impuls für notwendige Reformen. Allerdings unterstützen mehr als die Hälfte der Befragten nicht alle Reformziele. Sie wollen das Paket "aufschnüren" und einzelne Punkte eigens diskutieren.
31 Prozent der Pfarrer sind Radikalreformer
Aufgrund der Studie lassen sich die 3.500 österreichischen Pfarrer in drei Typen einteilen: 31 Prozent sind Radikalreformer, die dem gesamten Inhalt des "Aufrufes zum Ungehorsam" zustimmen, 41 Prozent sind gemäßigte Reformer, die der Aktion positiv gegenüber stehen, aber gegen einzelne Positionen Vorbehalte hegen, und 28 Prozent sind entschiedene Gegner der Pfarrer-Initiative.
60 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu: "Die Ankündigung, dass die Pfarrer nicht mehr nur Wünsche äußern, sondern praktisch handeln, verhilft der Kirche zu mehr Glaubwürdigkeit." 77 Prozent widersprechen der Sanktionsforderung: "Wer den Aufruf zum Ungehorsam hartnäckig unterstützt, soll aus dem Amt entlassen werden, wie es das Kirchenrecht vorsieht."
Drei von vier Pfarrern wollen Sakramente für Geschiedene
Stolze 76 Prozent befürworten auch grundsätzlich die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Weiters sagen 71 Prozent, "verheiratete Priesterkollegen mit Familie sind eine Bereicherung". 60 Prozent können sich den sofortigen Einsatz kompetent ausgebildeter Laien in der Messe vorstellen.
Diese Reformforderung findet aber noch mehr Zustimmung, nimmt man sie aus dem Kontext des "Ungehorsams" heraus - dann sagen 72 Prozent: "Es sollen Frauen und Männer, die für den Predigtdienst ausgebildet wurden, auch in der Feier der Eucharistie predigen dürfen."
Ältere offenbar reformfreudiger als Jüngere
Überraschend an der Studie ist, dass die älteren Priester reformfreudiger als die jungen scheinen: Bei den 61- bis 70-Jährigen gibt es 17 Prozent Reformgegner, bei den unter 40-Jährigen ganze 51 Prozent.
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