"ELGA ist schon ein Auslaufmodell, bevor sie noch richtig etabliert wurde. Die einzig wirklich sinnvolle ELGA wird es nämlich erst dann geben können, wenn sie in Form eines implantierbaren Chips, auf dem alle notwendigen medizinischen Daten gespeichert sind, für die breite Masse zur Verfügung steht", erklärt Franz auf "Ortner Online".
Dies würde das Problem von "explodierenden Kosten und unsinnigem wie exorbitantem Verwaltungsaufwand" durch ELGA lösen und zudem auch weniger Fragen des Datenschutzes aufwerfen. "Auf dem Chip sind genau jene Daten gespeichert, welche der Patient gespeichert haben möchte, und vor allem genau jene, die medizinisch relevant sind. Ausgelesen wird nur vor Ort und bei gegebener Notwendigkeit, es gibt keine zentralen Speicher, wo heikle Patientendaten gehackt werden könnten", so der Politiker.
Abstimmung in der Infobox: Implantierter Daten-Chip für jeden - gute Idee?
"Erinnert ein wenig an Doc 'Pille' von der Enterprise"
"Zugegeben: Der nahezu alleskönnende Chip im Patienten und das Lesegerät erinnern ein wenig an den legendären Doc 'Pille' McCoy vom Raumschiff Enterprise. Das Szenario stellt aber eine kommende Realität dar. Milliardenkonzerne wie Motorola und andere Halbleiter-Hersteller arbeiten mit Hochdruck an der Erzeugung immer kleinerer elektronischer Devices. Der derzeit kleinste implantierbare Chip ist 1,9 mal zwei Millimeter groß und funktioniert in vielen medizinischen Fragestellungen blendend. Man wird sich der Frage 'Chip rein oder nein' also bald nicht mehr entziehen können."
Statt Millionen von Steuergeldern für eine seiner Meinung nach fehlgeschlagenen ELGA-Kampagne auszugeben, hätte die Regierung daher laut Franz lieber einige Jahre auf die Serienreife dieser Mini-Chips warten und das Geld in diese Zukunftstechnologie investieren sollen.
Nachbaur: "Wir sind nicht für den gläsernen Menschen"
Nicht gerade begeistert hat Team-Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur auf den Vorstoß ihres Kollegen reagiert: "Für Dr. Franz als Arzt und Wissenschaftler wäre es natürlich wünschenswert, für den Fall des Falles sofort alle Daten verfügbar zu haben, um schnell eingreifen zu können, um Leben zu retten." Zur Chip-Idee meinte sie in einer Aussendung, Franz glaube, dass vor allem chronisch kranke Menschen selbst Interesse daran haben könnten, dass sofort alle Daten verfügbar seien.
Doch Nachbaur hielt ausdrücklich fest: "Wir sind selbstverständlich nicht für den gläsernen Menschen. Für das Team Stronach sind Datenschutz und der Schutz der Privatsphäre ganz essenziell, insbesondere im Gesundheitswesen." Beispielsweise sei man auch "strikt dagegen", dass die EU in jedem Auto GPS installieren wolle - dies sei ein "totales Überwachungssystem".
Erste Spitäler erst Ende statt Anfang 2015 am Netz
Wie indes am Montagnachmittag bekannt wurde, verzögert sich der Start der ELGA. Nicht wie ursprünglich geplant Anfang 2015, sondern erst Ende nächsten Jahres werden die ersten öffentlichen Spitäler ihre Befunde in das System stellen. Der weitere Zeitplan mit der Teilnahme der niedergelassenen Ärzte und Apotheken ab Mitte 2016 bleibt unverändert. Das hat die ELGA-Generalversammlung am Montag beschlossen.
Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich in dem Gremium darauf verständigt, dass die Krankenhäuser der Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Steiermark, Tirol und Wien sowie die Spitäler der AUVA schrittweise ab Ende 2015 mit ELGA arbeiten sollen. Bis Mitte 2016 werden dann alle öffentlichen Krankenhäuser das System nutzen. Ab diesem Zeitpunkt können dann auch die Patienten ihre eigenen Befunde aus den Spitälern einsehen. Unverändert bleibt der weitere Zeitplan: Ab Mitte 2016 nehmen alle Vertragsärzte und Apotheken (im Rahmen der E-Medikation) teil, ab 2017 die Privatspitäler, und ab 2022 folgen dann die Zahnärzte.
Einrichtung technischer Komponenten und Tests nötig
ELGA-Geschäftsführerin Susanne Herbek begründete die nunmehrige Verschiebung des Starts für die öffentlichen Spitäler damit, dass man noch verschiedene technische Komponenten sowohl zentral als auch bei den verschiedenen Krankenhausverbünden einrichten müsse. Außerdem wolle man bis dahin noch die Sicherheit mehrfach überprüfen und Tests durchführen.
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