Um dem Auslieferungsbegehren nachzuhelfen, haben die US-Behörden der Nachrichtenagentur Reuters ein ganzes Aktenkonvolut zur Veröffentlichung zugespielt. Es zeigt das finanzielle Netzwerk des Erdgas-Oligarchen und seine politischen Verbindungen zu Putin.
Firtasch "Mittelsmann" der russischen Interessen
So seien über das Firmenflechtwerk von Firtasch Milliarden aus dem Umfeld des Kreml nach Kiew geflossen. Damit wurde erst die Wahl und dann das Regime von Präsident Viktor Janukowitsch finanziert. "Firtasch war immer der Mittelsmann der russischen Interessen", kommentiert der Vorsitzende des Anti-Korruptionsausschusses des ukrainischen Parlaments, Viktor Tschumak.
Den besten Profit warf das Erdgasgeschäft mit der Kreml-Firma Gazprom ab. Zwei Firtasch-Firmen bekamen Gas weit unter dem Marktpreis und erzielten dadurch Mehreinahmen von rund 2,4 Milliarden Euro. Von den Erlösen auf Kosten russischen Staatsvermögens konnten Firtasch und Janukowitsch gut leben.
Aus russischen Zolldokumenten geht hervor, dass Firtasch (bzw. Janukowitsch) viermal mehr an "Billig-Gas" bezogen haben sollen als bisher bekannt war. Die Geschäfte wurden über eine namentlich genannte Firma auf Zypern und eine ebenfalls namentlich genannte Firma in der Schweiz abgewickelt, die wiederum von der Firtasch-Holding "Group DF" in Wien gegründet worden war.
Auch andere Kreml-nahe Firmen standen mit Firtasch (bzw. Janukowitsch) in Verbindung. Für die Geldflüsse lief ein Kreditrahmen bis zu elf Milliarden Dollar, davon zahlreiche "Kredite" unter dem Motto: Rückzahlen nicht notwendig.
Sogar die Kaution kam dann aus Moskau
Kaum war er in Wien festgenommen worden, konnte Firtasch eine Rekord-Kaution aus dem Hut zaubern: 155 Millionen Dollar, überwiesen aus Moskau über Zypern. Bei dem "Gönner" handelt es sich um Wassilij Anissimow, einen Jugendfreund des Judoka Putin. Anissimow ist heute dank solcher Verbindungen nicht nur der Präsident des Judo-Verbands der Russischen Föderation, sondern selbstverständlich auch (skandalumwitterter) Multimillionär.
Kommentar von Kurt Seinitz:
Je schlechter sich das Verhältnis zwischen Washington und Moskau gestaltet, desto brenzliger wird der "Fall Firtasch". Österreich könnte zwischen die Fronten geraten. Firtasch bleibt eine Hoffnung: Er hat in den USA jenen Anwalt, der auch Präsident Bill Clinton in der Monica-Lewinsky-Affäre erfolgreich freipaukte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.