"Illegale Rave-Partys sind nichts Neues, doch die Umstände haben sich massiv geändert. Wurde in den 1990er-Jahren hauptsächlich Ecstasy konsumiert, werden jetzt Substanzen gemischt", erklärte Andreas Holzer, stellvertretender Leiter des Suchtmittelbüros im Bundeskriminalamt, am Mittwoch in einer Pressekonferenz.
So lassen die Veranstalter via Facebook Ankündigungen, die mit einer Handynummer und einem Party-Thema wie "Ket@phobia" - als Hinweis auf das in der Tiermedizin verwendete Narkosemittel Ketamin - versehen sind, zirkulieren (Bild rechts). Ab Mitternacht wird dann die angegebene Telefonnummer aktiviert, auf der Mobilbox kann der Lageplan samt Anfahrtsweg zur Party abgerufen werden.
"Es geht immer darum, Drogen zu konsumieren"
Eine große Herausforderung für die Ermittler sei laut Holzer immer wieder die konspirative Organisation der Veranstaltungen. Diese werden hauptsächlich in Waldgebieten oder auf abgelegenen Industriegeländen abgehalten - und es geht "immer darum, Drogen zu konsumieren", erklärte Holzer. Bei den an den vergangenen Wochenenden aufgelösten Veranstaltungen im Burgenland, in Niederösterreich und in der Steiermark wurden laut Holzer alle Arten von Suchtmitteln wie Speed, Amphetamine, Metamphetamine, Heroin, Kokain, Cannabis sowie Medikamente wie beispielsweise Ketamin konsumiert und teilweise sichergestellt. Drei Dealer wurden dabei festgenommen und 20 Anzeigen erstattet.
Angeheizt von Rave-Beats und lauter Musik versammeln sich aber längst nicht mehr nur ein paar Jugendliche zu illegalen Partys: Die aufgelösten Veranstaltungen der vergangenen Wochen wurden von mehreren Hundert bis zu Tausend Leuten besucht. Teilweise würden allein im Osten des Landes fünf Partys in einer Nacht gefeiert. Die Organisatoren würden teilweise bereits vor Veranstaltungsbeginn bei der Polizei anrufen und anonym deponieren, dass an diesem und jenem Ort eine Geburtstagsparty stattfindet und man sich nicht wundern solle, wenn es ein wenig lauter werden würde, sagte der Ermittler. Der Zufahrtsweg würde von Mitarbeitern der Organisation kontrolliert.
Alleine in Ostösterreich seien der Polizei zehn Organisatoren bekannt, die mit professionellem Musik-Equipment und einigen Mitarbeitern die Veranstaltungen aufziehen. Der Polizei gehe es darum, die Partys zu stören und "das Ganze aufzulösen", sagte Holzer. Unter dem Partyvolk lasse sich nur schwer eine Szene eingrenzen. "Es sind alle Berufsgruppen dabei, die Teilnehmer sind zwischen 16 und 25."
Zehn Prozent der Jugendlichen zählen sich zu Raver-Szene
Auch laut dem Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier ist die Raver-Szene in Österreich wieder im Aufwind. Demnach zählt sich etwa jeder zehnte Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren dazu. Dass illegale Rave-Partys derzeit die Polizei im Osten des Landes in Atem halten, verwundert Heinzlmaier wenig: "Die geografische Lage spricht für sich. Der Osten grenzt an Länder mit Rave-Kulturen." Außerdem würden viele synthetische Drogen aus diesen Staaten stammen. In Osteuropa sei die Raver-Szene stark ausgeprägt, das wirke sich eben auch auf Österreich aus.
Mit steigender Tendenz wächst die Zahl der Fans von Techno-, Elektro- und Minimal Music-Stilen wieder, sagte der Jugendforscher. In der Szene lasse sich eine eigene Drogenkultur in Richtung von synthetischen, psychoaktiven Substanzen ausmachen. "Die Tendenz gibt es, aber das gilt auch allgemein", so Heinzelmaier. Der Zulauf zu Jugendszenen würde einem ständigen "Auf und Ab" unterliegen.
"Jugendliche pfeifen sich wenig um legal oder illegal"
Eine gewisse Vorbildfunktion schrieb der Jugendforscher der "versnobten Wiener Passage-Szene" zu. Die Dazugehörigkeit würde einen gewissen Aufstieg bedeuten. "Kulturelle Leitmilieus entwickeln sich in diese Richtung." Über die illegalen spontanen Partys meinte der Jugendforscher, dass sich Jugendliche heute wenig um "legal oder illegal pfeifen, sie machen ihre Partys irgendwo". Jugendliche suchen sich Freiräume, die sie so vielleicht bisher nicht in Anspruch genommen haben. Der Staat und seine Gesetze seien ihnen dabei egal.
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