Paukenschlag im Fall jener vier Lehrerinnen, die eine Gruppe von Schülern Ende Juni im niederösterreichischen Bahnhof Leobendorf unter den geschlossenen Schranken einer Gleisanlage hindurch über die Schienen gelotst hatten: Drei der Pädagoginnen habe man aufgrund "schwerwiegender Dienstpflichtverletzungen" die Entlassung angekündigt, hieß es am Montag seitens des Stadtschulrates. Gegen die vierte Lehrerin wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der Elternverein steht allerdings hinter den Lehrkräften und geht von einem "einmaligen Fehlverhalten" aus.
Die vier Frauen wollten am 28. Juni mit ihren insgesamt 83 Schützlingen einen Zug nach Wien erreichen. Deshalb lotsten sie die Kinder über die Gleisanlage - ein überaus gefährliches Unterfangen, denn laut Zeugenaussagen passierte nur wenige Sekunden später ein Regionalzug den Bahnhof, ohne anzuhalten. Die Frauen meldeten sich schließlich bei der Polizei und zeigten sich in den Befragungen durchwegs geständig.
Der Fall hat für die Pädagoginnen nun Konsequenzen: Drei Lehrerinnen steht die Entlassung bevor, gegen die vierte wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Die Pädagoginnen wurden "unmittelbar" nach Bekanntwerden des Vorfalls vorgeladen, hieß es in der Stellungnahme des Stadtschulrats. Nach dem Gespräch seien dienstrechtliche Schritte eingeleitet worden.
"Klare rechtliche Vorgaben" bei Schulausflügen
"Für Schulveranstaltungen wie z.B. Schulausflüge gibt es für alle Schulen klare rechtliche Vorgaben", wurde betont. Wesentliche Aspekte dabei seien die Gewährleistung der körperlichen Sicherheit der Schüler sowie die Abwehr von Gefahren. Für eine versäumte Schnellbahn hätte es wohl keine Konsequenzen gegeben: Ausflüge in der Volksschule dürften zwar nur maximal fünf Stunden dauern, aber, so betonte man im Stadtschulrat: "Verspätungen sind selbstverständlich zu tolerieren."
Inzwischen hat sich auch die Volksanwaltschaft in die Causa eingeschaltet. "Das Lehr- und Begleitpersonal hat für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu sorgen, hier dürfte das Gegenteil der Fall gewesen sein", wurde der Schritt dort begründet.
Elternverein: "Einmaliges Fehlverhalten"
Auf die Entscheidung reagierte am Montag auch der Elternverein der betroffenen Schule. Man sei bereit, den vier Lehrkräften das pädagogische Vertrauen entgegenzubringen, "um unsere Kinder weiterhin zu unterrichten und zu betreuen", heißt es in einer Aussendung. "Wir sind überzeugt, dass es sich bei diesem Vorfall um ein einmaliges Fehlverhalten gehandelt hat", wurde betont. Derartiges sei bisher noch nie passiert. "Wir kennen und schätzen unsere Pädagoginnen als verantwortungsbewusste, hervorragende Lehrerinnen."
Der Verein appellierte, dies bei der weiteren Vorgangsweise mitzubedenken: "Als Vertretung der betroffenen Eltern können wir hiermit nur alle Beteiligten an der Entscheidungsfindung über strafrechtliche und disziplinäre Konsequenzen aufrichtig bitten, die mehrheitliche Meinung der Eltern und Kinder bei der Entscheidung zu berücksichtigen. Schließlich geht es um unsere Kinder."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.