Nach Protesten

Spielfeld: Steirische Äpfel werden wieder verteilt

Österreich
12.11.2015 17:47
Große Aufregung hat es am Donnerstag um die Versorgung von Flüchtlingen mit steirischen Äpfeln gegeben. Der Grund dafür war ein Bericht der "Kleinen Zeitung", in dem es hieß, dass die Lebensmittelbehörden die Verteilung an der österreichisch-slowenischen Grenze vorübergehend gestoppt hätten, nachdem nicht genügend Waschmöglichkeiten für das "gespritzte" Obst vorhanden seien. Am Abend erklärten der Lebensmittelbehörden schließlich, die Verteilung dürfe wieder erfolgen.

Die "Kleine Zeitung" berief sich in ihrem Bericht auf Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, der am Mittwochabend bei einer Veranstaltung im Wiener "management club" mitgeteilt habe, dass die Behörden die Ausgabe der Äpfel an die Flüchtlinge "mit sofortiger Wirkung" beenden hätten lassen. Aufgrund der Chemikalien, mit denen die Äpfel bespritzt werden, müssten diese vor dem Verzehr ausreichend gewaschen werden. Diese Möglichkeit sahen die Behörden offenbar nicht gegeben. Konrad kommentierte die bürokratischen Hürden mit folgenden Worten: "Wir sind ein toll verwaltetes Land, aber das führt in Notsituationen zu einem gewissen Stillstand."

Flüchtlingskoordinator Christian Konrad (rechts) und sein engster Mitarbeiter Ferdinand Maier (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Flüchtlingskoordinator Christian Konrad (rechts) und sein engster Mitarbeiter Ferdinand Maier

"Aussagen völlig aus der Luft gegriffen"
Die steirischen Apfelbauern, die Landwirtschaftskammer und auch der für die Lebensmittelaufsicht zuständige Landesrat Christopher Drexler zeigten sich empört: "Die Aussagen des Herrn Konrad sind völlig aus der Luft gegriffen, zu keiner Zeit wurde die Verteilung von Äpfeln an Flüchtlinge seitens der Behörde untersagt", ließ der Landesrat wissen.

Die Kammer hielt fest, dass die heimischen Obstbauern ihre Äpfel "nach den sehr strengen Richtlinien des integrierten Anbaus, die weit über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen", produzieren. Die Einhaltung dieser Vorschriften werde ständig überprüft. Ebenso wird die Qualität und Sicherheit der Äpfel von den Behörden, den Vermarktungsorganisationen und vom Lebensmittelhandel untersucht. Außerdem werde das Obst bei den Betrieben in eigenen Anlagen vor dem Verkauf gewaschen.

"Heimische Äpfel können mit gutem Gewissen ungewaschen gegessen werden", lautete die Conclusio.

Flüchtlinge vertragen laut Helfer Apfelsäure nicht
Zuvor hatte sich auch ein Helfer des Roten Kreuzes via Twitter zu Wort gemeldet und behauptet, die Äpfel seien deshalb nicht mehr verteilt worden, weil die Flüchtlinge von der Apfelsäure Durchfall bekämen. Bislang seien vom steirischen Roten Kreuz Steiermark rund 30 Tonnen Äpfel verteilt worden, und ohnehin würden bevorzugt Bananen an die Flüchtlinge ausgegeben.

Kurioses Detail am Rande: Nach der Kontrolle der Lebensmittelbehörde müssen in der Sammelstelle Spielfeld nun auch die Allergene ausgewiesen werden...

Konrad und Maier mit Zwischenbilanz zufrieden
Insgesamt zeigten sich sowohl Konrad als auch dessen engster Mitarbeiter, Ferdinand Maier, zufrieden mit der Zwischenbilanz in der Bewältigung des Flüchtlingsstroms durch unser Land: "Wir haben seit Ende August 450.000 Menschen ohne gröbere Probleme durch Österreich gebracht. Wir haben im August durch die Initiative für ein Feldspital des Roten Kreuzes für 4700 Menschen in Traiskirchen eine adäquate medizinische Versorgung ermöglicht und wir konnten erst am Mittwoch mit der UNO und ihrem World Food Programme einen Versorgungsvertrag abschließen, der dafür sorgt, dass ausreichend winterfeste Quartiere bereitstehen werden", so Konrad.

Ruhige Lage an der steirisch-slowenischen Grenze
Was die Lage in Spielfeld betrifft, verlief die Nacht auf Donnerstag ruhig. Bis Mitternacht wurden die Flüchtlingssammelstellen Spielfeld und Bad Radkersburg laut Polizei geleert und die Flüchtlinge mit Bussen in Notquartiere gebracht. Mehrere Hundert Personen warteten am Donnerstag auf den Grenzübertritt.

Video: Gespannte Ruhe in Spielfeld vor Flüchtlingsansturm:

Slowenen setzen Zaunbau an Kroatiens Grenze fort
Etwas weiter südlich, an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien, haben am Donnerstag die Slowenen unterdessen die Montage von Stacheldrahtzäunen fortgesetzt. Mittlerweile ist auch eine Debatte über den genauen Verlauf der Grenzzäune zwischen den beiden Ländern entbrannt.

Video: Hier startet Slowenien mit seinem Zaunbau:

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