"Davor haben wir lange gewarnt", sagt der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres: "Leistungen zu reduzieren kann keine Lösung sein!" Wie berichtet, sorgten Tumulte in der völlig überfüllten Kinderambulanz des Donauspitals für einen Polizeieinsatz. Jetzt stellte sich heraus: Für Hunderte kranke Kinder am Wochenende waren nur sechs Ärzte da.
"Wir wollen Zeit für Gespräche, Aufklärung und Information geben und die Eigenverantwortlichkeit fördern", ist auf der Krankenanstaltenverbunds-Website über das Donauspital zu lesen. Zeilen, die sich nach dem Tumult-Wochenende in der Kinderambulanz nun wie blanker Hohn lesen.
Wie berichtet, spielten sich auf der Station unglaubliche Szenen ab: schreiende Kinder, stickige Luft, besorgte Eltern, bis zu 16 (!) Stunden Wartezeit, schließlich fingen Väter und Mütter an, sich gegenseitig zu bespucken und zu randalieren. Bis die Polizei dem Spuk ein Ende bereitete.
System wird kaputtgespart
Und das in der Großstadt Wien, in einem Spital, das in PR-Aussendungen nur über den grünen Klee gelobt wird - wegen einer Grippewelle, die nicht aus heiterem Himmel kommt. Tatsache ist: Am vergangenen Wochenende waren nur sechs Ärzte pro Tag im Dienst - für 218 Kinder am Samstag und 246 am Sonntag. Eingeplant waren überhaupt lediglich zwei Mediziner, bis in der Not zu Mittag und an den Nachmittagen aufgestockt wurde.
Mediziner und Experten warnen schon lange davor, dass das System kaputtgespart wird - von Engpässen bei Ärzten über geschlossene Ambulanzen bis hin zu sinnlosen Überwachungen und Über-Bürokratie.
"Hinzu kommen noch die Flüchtlinge"
Auch das hochgelobte Spitalskonzept 2030 löst bei Thomas Szekeres keine Jubelschreie aus: "Das wird in Zukunft nicht besser. Vor allem, wenn etwa Dermatologie- und Augenabteilung zentralisiert werden." Wieder werden alle Patienten mit einem speziellen Leiden an eine Adresse pilgern. Dazu kommt laut dem Ärztekammerpräsidenten: "Gerade der 21. und 22. Bezirk gehören zu jenen, die schnell wachsen. Hinzu kommen noch die Flüchtlinge. Und im gleichen Atemzug werden Leistungen reduziert."
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely sieht das Problem woanders: "Es braucht im niedergelassenen Bereich mehr und vor allem flexiblere Angebote für die kinderärztliche Versorgung."
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