"Der Zustrom von Flüchtlingen hält an, die Notquartiere an den drei 'Hotspots' Grenze, Autobahnmeisterei und Tiefgarage sind voll ausgelastet. Derzeit halten sich in der Bahnhofshalle etwa 150 Flüchtlinge auf (siehe Bilder), weitere etwa 300 Menschen harren in der Lastenstraße im Freien und unversorgt aus. Diese Flüchtlinge müssen im Bahnhofsbereich untergebracht werden", war am Donnerstag auf der Homepage der Stadt Salzburg zu lesen.
Sperre des Bahnhofs drohte
Die Situation war angespannt wie kaum zuvor - auch weil am Bahnhof Fluchtwege frei bleiben müssen und der Zugang zu den Bahnsteigen gewährleistet sein muss. Als letzte Notmaßnahme drohte eine Sperre des Bahnverkehrs - "aus Sicherheitsgründen". Ein Sonderzug nach Linz mit rund 380 Menschen verhinderte am späten Donnerstagabend eine Sperre des Hauptbahnhofs.
Während Merkel am Donnerstagnachmittag beim EU-Gipfel über den "ungeordneten Zustand" in der Flüchtlingskrise sprach und mehr "Ordnung und Steuerung" forderte, stellten die deutschen Behörden zwischen Mittag und 16 Uhr die Übernahme von Flüchtlingen zeitweise völlig ein. Der Rückstau in Salzburg verstärkte sich dadurch.
Am Abend hielten sich dann etwa 500 Menschen in der Halle und im unterirdischen Gang des Salzburger Hauptbahnhofes auf, unter ihnen auch viele Familien - zum Teil mit erst wenige Wochen alten Säuglingen. Und das bei Temperaturen im einstelligen Bereich, zugigem Wind und teilweise mit alles andere als winterfester Kleidung. Durch Unterkünfte bei Privatpersonen und den Sonderzug musste letztlich niemand in der Halle übernachten.
"Wir starten randvoll in den Tag"
Am Freitagvormittag war die Situation weiter angespannt. "In der Vergangenheit waren wir in der Früh immer halbwegs entlastet, das ist heute überhaupt nicht der Fall. Wir starten randvoll in den Tag", sagte Johannes Greifeneder, Sprecher der Stadt. Derzeit warten 2000 Menschen in Salzburg auf ihre Weiterreise - pro Tag werden aber nur etwa 200 Notreisende über die Grenze nach Freilassing gelassen.
Flüchtlinge durch Fluss gewatet
Die Wege ins ersehnte Zielland Deutschland werden indes immer abenteuerlicher: Am Mittwoch beobachteten deutsche Polizisten acht junge Männer, die durch eine seichte Stelle der Saalach wateten. Fünf der Männer erreichten Bayern, die drei anderen kehrten im kalten Wasser nach Österreich zurück. Laut Polizei könnte es sich um illegal eingereiste Flüchtlinge handeln, die sich nicht registrieren lassen wollten.
"So etwas ist vorher bisher nur einmal vorgekommen, damals war es noch wärmer. Jetzt kann ich vor solchen Aktionen nur strengstens warnen. Das Wasser ist kalt, in den Nächten ist es auch schon frostig. Wer sich mit nasser Kleidung durchschlägt, geht ein gesundheitliches Risiko ein. Und so etwas wollen wir natürlich keinesfalls", mahnte Rainer Scharf von der Bundespolizeidirektion Rosenheim zur Vorsicht.
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