Somalier im Spital

Tödliches Fieber in Salzburger Asylquartier

Österreich
13.04.2016 17:44

Epidemiealarm im Salzburger Ex-Luxushotel Kobenzl, das der Bund zum Flüchtlingsverteilerzentrum umfunktioniert hat: Ein Somalier wurde nach heftigen Beschwerden auf die Intensivstation des Landesklinikums gebracht. Dort stellten die Ärzte das in Europa selten auftretende Läuserückfallfieber fest - eine hoch infektiöse Erkrankung, die unbehandelt tödlich verläuft.

Immer wieder treten in stark frequentieren Flüchtlingsquartieren Krankheiten auf, die in Europa so gut wie ausgerottet sind. Doch dieser Fall sorgte bei den Gesundheitsbehörden für besonderes Aufsehen.

Heimtückische Form der Borreliose
Der Asylwerber hatte sich mit dem infektiösen Läuserückfallfieber, eine heimtückische Form der Borreliose, angesteckt - eine anzeigenpflichtige Krankheit, die unbehandelt bereits viele Todesopfer forderte und eigentlich nur noch in den Ländern der Dritten Welt grassiert.

Das Gesundheitsamt und MA-1-Leiter Michael Haybäck reagierten sofort und veranlassten die Sperre des betreffenden Zimmers, die komplette Desinfektion aller Räume sowie die Entsorgung sämtlicher Matratzen: "Laut Paragraph 6 des Epidemiegesetzes sind auch nur bei einem Verdachtsfall ohne Verzug alle Vorkehrungen zu treffen", sagt Haybäck.

Maßnahmen griffen, vorerst keine neuen Fälle
Alle Bewohner mussten ihre Wäsche und Kleidung bei 60 Grad waschen, in den nächsten sechs Wochen werden laufend Kontrollen auf Kleiderläuse durchgeführt. Das betreuende Personal muss in dem betroffenen Zimmer zudem Einmalschutzkleidung tragen.

Die Maßnahmen haben laut Gesundheitsamt vorerst gefruchtet: Es wurden bislang keine neuen Ansteckungen gemeldet. Die Lage im Kobenzl wird aber weiterhin genau beobachtet.

Todesrate bei Epidemien bis zu 70 Prozent
Das Rückfallfieber ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die sich durch mehrmalige Fieberschübe äußert. Zwei nach Erregern und Übertragung unterschiedliche Arten von Rückfallfieber sind bekannt: Das seltene, aber dann meist epidemisch vorkommende Läuserückfallfieber und das Zeckenrückfallfieber.

Nicht behandelt kann das Fieber tödlich sein, bei Epidemien wurde eine Todesrate von bis zu 70 Prozent erhoben. In Europa nachgewiesene Rückfallfieber-Fälle sind ausnahmslos seltene, importierte reisemedizinische Erkrankungen. Die Erreger wurden 1868 von Otto Obermeier erstmals im Blut von Erkrankten entdeckt.

Krankheit von Läusen übertragen
Das Läuserückfallfieber wird durch Kleider-, seltener auch durch Kopfläuse übertragen. Diese infizieren sich mit dem Erreger "Borrelia recurrentis" über das Blut des fiebernden Patienten, danach vermehren sich die Bakterien sechs Tage in der Laus. Eine Übertragung auf den Menschen erfolgt lediglich, wenn die Laus verletzt oder gar zerdrückt wird. Kann sich die Laus also ungestört am Blut ihres Wirts laben, kommt es zu keiner Infektion.

Das Läuserückfallfieber tritt in Südamerika, in Nord- und Äquatorialafrika, Eritrea, Äthiopien, Somalia, Osteuropa, im Nahen und Mittleren Osten, Japan und vereinzelt in asiatischen Ländern auf. Besonders bei Reisen unter schlechten hygienischen Bedingungen in endemische Gebiete besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko.

In Massenquartieren, Gefängnissen und Flüchtlingslagern kann es zu größeren Ausbrüchen kommen. Während der Flüchtlingswelle 2015 etwa wurden mehrere Krankheitsfälle gemeldet.

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