Nur 66 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt sollten US-Bomber im Fall eines Ost-West-Konflikts mit Atomwaffen Hegyeshalom auslöschen - dass dabei auch Zehntausende Österreicher getötet worden wären, blieb bei den Planungen 1956 unbeachtet. Und wie die nun veröffentlichten Dokumente aus dem US-Nationalarchiv zeigen, sollten 77 Atombomben in der Nähe unserer Grenzen detonieren.
Allein über Ost-Berlin sollten 91 Wasserstoffbomben mit einer Sprengkraft von je 630 Hiroshima-Bomben detonieren, 120 über Budapest, 15 über Warschau, 149 sollten Moskau in Schutt und Asche legen - wie die jetzt erstmals im "National Security Archive" in Washington einsehbaren Pläne des "Strategic Air Command" dokumentieren, wollten die US-Streitkräfte 1956 im Falle eines Ost-West-Konflikts binnen kürzester Zeit die Sowjetunion und ihre Verbündeten vernichten.
In dieser langen Liste mit Zielvorgaben für die US-Atombomber-Crews (Interkontinentalraketen waren damals noch nicht verfügbar) finden sich neben den Namen russischer Großstädte auch Bukarest, Warschau sowie Peking und Metropolen in Nordkorea.
Im Video sehen Sie einen B52-Bomber:
Abwurf über Hegyeshalom geplant
Aber auch das neutrale Österreich war bei diesem Nuklear-Inferno massiv gefährdet: Da die US-Streitkräfte auch alle 1100 Luftwaffenbasen des Ostblocks mit einem Schlag ausschalten wollten, war auch ein Atombombenabwurf über Hegyeshalom geplant, also nur sieben Kilometer von der österreichischen Grenze und nur 66,3 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt. Ebenso Ziele für thermonukleare Waffen waren: das ungarische Csorna (nur 94 Kilometer von Wien entfernt) sowie in der damaligen Tschechoslowakei Brünn (110 Kilometer entfernt), Pelhrimov (160 Kilometer), Vyskov (127 Kilometer) und auch Prag (252 Kilometer) - die Millionenstadt sollten 72 Atomwaffen auslöschen.
Nuklearwaffen-Ziele in nächster Nähe von Wien
Die damals dem "Strategic Air Command" zur Verfügung stehenden Wasserstoffbomben hätten bei der Vernichtung der Garnisonsstädte, Treibstofflager und Luftwaffenbasen der Sowjets auch Zehntausende Menschen in Österreich getötet: Laut Experten verursachte eine damals einsatzbereite Atomwaffe mit 20 Megatonnen TNT-Äquivalent bis zu einer Entfernung von 47 Kilometern umfassende Schäden, bis zu 53 Kilometern Feuerstürme (Brandverletzungen), und die Rückstandsstrahlung verbreitet sich über Tausende Quadratkilometer.
Ein Abwurf einer Wasserstoffbombe über Hegyeshalom hätte die Gemeinden Neusiedl, Parndorf, Frauenkirchen, Gols zerstört, die Alpha-, Beta-, Gamma- und Neutronenstrahlung den Großraum Wien und Ost-Österreich verstrahlt. Allerdings hätte die sowjetische Reaktion auf den laufenden US-Angriff vermutlich dann ohnehin ganz Europa vernichtet.
Im Video sehen Sie die Wasserstoffbombe "Ivy Mike":
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