"Mutig in neue Zeit"

Van der Bellen tritt bei Präsidentenwahl an

Österreich
08.01.2016 10:31

Die Kandidatenliste für das Rennen um die Hofburg ist um einen Namen länger: Alexander Van der Bellen hat am Freitagvormittag in einem YouTube-Video seine Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl 2016 bekannt gegeben. Der Titel des Videos lautet in Anlehnung an die Bundeshymne: "Mutig in die neuen Zeiten".

Der ehemalige Bundessprecher der Grünen beendete damit alle Spekulationen über seinen Antritt, der von vielen erwartet wurde: "Mein Name ist Van der Bellen. Ich kandidiere für das Amt des Bundespräsidenten der Republik Österreich. Und ich bitte um Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung."

"Lassen Sie uns ein Stück des Weges gemeinsam gehen"
"Österreich liegt mir am Herzen. Österreich ist meine Heimat. Lassen Sie uns gemeinsam an einer guten Zukunft arbeiten, an einer hellen, hoffnungsfrohen Zukunft. Lassen Sie uns ein Stück des Weges gemeinsam gehen", meint Van der Bellen in dem Clip. Details will der 71-Jährige in einer Pressekonferenz am Sonntag verkünden.

Wäre Alexander Van der Bellen ein guter Bundespräsident? Abstimmung in der Infobox!

Als erste Gratulantin meldete sich die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig zu Wort. "Ich freue mich sehr, dass Alexander Van der Bellen sich entschieden hat, für das höchste Amt der Republik zu kandidieren. Sein überlegtes, ehrliches und respektvolles Auftreten sind Gewähr dafür, dass er ein über den Parteien stehender, allein seinem Gewissen und der Bevölkerung verpflichteter Bundespräsident sein kann", betonte Glawischnig. "Selbstverständlich werden ihn die Grünen tatkräftig unterstützen. Zugleich bin ich überzeugt, dass Van der Bellen auch weit über die Parteigrenzen hinaus breites Vertrauen entgegengebracht wird", so die Grünen-Chefin weiter.

Nicht offizieller Kandidat der Grünen
Doch als offizieller Kandidat der Grünen wird Van der Bellen nicht auftreten. "Wenn er beschließt anzutreten, gehe ich davon aus, dass die Grünen ihn unterstützen. Aber es ist seine Entscheidung", hatte Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner am Donnerstag gesagt. Gerade beim Amt des Bundespräsidenten sei es wichtig, dass nicht das Machtgefüge einer Partei entscheide, wer kandidiere und wer im darauf folgenden Postenkarussell zum Zug komme. Eine offizielle Parteikandidatur des früheren Bundessprechers hätte zudem eines Beschlusses des Bundeskongresses bedurft, sagte Wallner. Den habe es beim letzten Treffen des Gremiums im November aber nicht gegeben.

Lange hat sich der passionierte Raucher bitten lassen. In seinem im September 2015 erschienen autobiografischen Buch "Die Kunst der Freiheit" meinte er, dass die Funktion des Bundespräsidenten mit seinem Anspruch auf Privatsphäre im Grunde unvereinbar sei. Gleichzeitig würde aber nur Wenigen die Ehre und das Vertrauen zuteil werden, als zumindest nicht aussichtsloser Kandidat für dieses Amt zu gelten.

Rückkehr aus der Politpension
Zuletzt hatte Van der Bellen nur noch als Politpensionist agiert. Bei der Wiener Gemeinderatswahl 2015 trat er nicht mehr an, nachdem er sich schon lange geziert hatte, sein 2010 per Vorzugsstimmen errungenes Mandat im Stadtparlament überhaupt anzunehmen. Das passt ins Bild, denn auch der Start seiner politischen Karriere erfolgte nicht übermäßig früh.

"Entdeckt" wurde der Volkswirtschaftsprofessor vom grünen Mitbegründer Peter Pilz. 1992 kandidierte Van der Bellen für die Grünen für das Amt des Rechnungshofpräsidenten, 1994 wurde er Nationalratsabgeordneter. Drei Jahre später trat er schließlich sein Amt als Bundessprecher an - damals mit dem Ziel, "die Partei endlich einmal von dieser existenzbedrohenden Vier-, Fünf-Prozent-Marke wegzubekommen".

Grüne schafften unter Van der Bellen Konsolidierung
Im Laufe seiner elfjährigen Funktion als Bundessprecher ist Van der Bellen dies - neben der strukturellen Konsolidierung einer bis dahin stark zerstrittenen Bewegung - auch gelungen. Stand die Partei zu Beginn gerade einmal bei 4,8 Prozent, überholten die Grünen bei der Nationalratswahl 2006 mit elf Prozent knapp die FPÖ und wurden drittstärkste Kraft im Land. Dies war sein größter Erfolg.

Beim Urnengang 2008 verlor die Ökopartei Stimmen, worauf der Professor abrupt und für viele überraschend das Handtuch warf. Seine womöglich größte politische Niederlage hatte Van der Bellen allerdings schon 2002 erlitten, als die schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen platzten.

Pröll: "Man muss wissen, wo man hingehört"
Am Freitag zeigte sich Erwin Pröll bemüht, sein am Donnerstagabend offiziell gewordenes Nichtantreten für die ÖVP zu rechtfertigen. "Man muss wissen, wo man hingehört", meinte er. Was den Präsidentschaftskandidaten der ÖVP betrifft, verwies er auf den Parteivorstand am Sonntag.

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