"Krone": Sie wurden vorige Woche zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Wie schlafen Sie seitdem?
Uwe Scheuch: Ich bin weder Lang- noch Tiefschläfer. Aber bewegte Zeiten verursachen auch einen bewegten Schlaf.
"Krone": Wir haben im April schon über Ihren Prozess gesprochen – da sagten Sie, Sie würden das Urteil akzeptieren.
Scheuch: Das tue ich auch – in letzter Instanz. Ich bin auf die Verfassung angelobt und glaube an den Rechtsstaat.
"Krone": Sagt ein Uwe Scheuch, der in einem Postwurf von einem "parteipolitisch motivierten Fehlurteil" schreibt.
Scheuch: Das habe ich in der ersten Emotion nach dem Schuldspruch gemacht. Aber wieso hängen sich alle an den ersten Satz, ich habe da auch geschrieben, dass ich mich entschuldige und Fehler einsehe. Dass es eine moralische Schieflage gibt, gebe ich ja durchaus zu.
"Krone": Sie unterstellen aber einem Richter indirekt einen Amtsmissbrauch, wenn Sie von Politjustiz reden.
Scheuch: Das ist nicht meine Absicht. Aber ich darf doch sagen, dass ich die Höhe der Strafe und die Begründung dafür für unfair halte.
"Krone": Eine Begründung ist, dass Sie als Jugendreferent Vorbildfunktion haben sollten.
Scheuch: Das sehe ich wohl ein, dass der Maßstab für mich härter ist. Trotzdem: Wo ist mein Verbrechen? Wenn ich einen Unfall gebaut und jemanden verletzt hätte – ja, dann trete ich sofort zurück. Aber ich verstehe nicht, was man mir vorhält.
"Krone": Was ist denn für Sie eigentlich Korruption?
Scheuch: Wenn ich für ein konkretes Projekt von konkreten Russen konkret Geld verlangt hätte – das wäre Korruption. Doch das ist nicht passiert. Wenn ich den Paragraphen, für den ich verurteilt wurde, durchlese, finde ich mich darin einfach nicht.
"Krone": Die Justiz schon. Nur Sie nehmen das nicht zur Kenntnis, wie Sie sagen.
Scheuch: Ich gebe nicht auf – weil ich Menschen erklären will, dass ich nichts getan habe!
"Krone": Was macht Uwe Scheuch, wenn das Oberlandesgericht Graz das auch anders sieht?
Scheuch: Dann bin ich weg. Ich habe ja keinen Vogel. Aber ich hoffe auf einen Freispruch.
"Krone": Und dann?
Scheuch: Kann's auch sein, dass ich gehe. Meine Konsequenz ist nicht klar. Dann leite ich halt wieder mein Unternehmen, mache eine Weltreise, was auch immer. Ich kann auch ohne Politik leben.
"Krone": Offenbar nicht. Sonst hätten Sie wohl schon Ihr Amt ruhend gestellt.
Scheuch: Das ist ein blödes Gerede, das geht ja gar nicht! Da hätte ein anderer angelobt werden müssen – für zwei, drei Monate, bis in Graz das Urteil fällt. Das rechnet sich nicht.
"Krone": Sie bleiben, weil's zu aufwendig ist für die Partei?
Scheuch: Nein, drehen Sie mir da keinen Strick draus. Ich bleibe, weil's mein gutes Recht ist – auch wenn ich weiß, dass ich Kärnten spalte.
"Krone": Genieren Sie sich dafür?
Scheuch: Wofür?
"Krone": Dass Sie Kärnten negativ in die Schlagzeilen bringen.
Scheuch: Nein, ich kämpfe ja für dieses Land! Außerdem wird mein Fall von den Medien so hochgespielt – als gäb's nix anderes. In Afrika verhungern Menschen, in London brennen die Straßen, die Börsen krachen, aber dauernd ist der Uwe Scheuch wie eine Staatstragödie in den Meldungen.
"Krone": Dafür sorgt er doch selbst.
Scheuch: Jetzt macht er Urlaub und nimmt sich einmal raus.
"Krone": Wird er nachdenken?
Scheuch: Wird er. Weil manchmal verlässt bei mir schon ein Gedanke den Mund ohne eine Zäsur durchs Gehirn.
"Krone": Wird er zurücktreten?
Scheuch: Wie oft fragt man mich das noch? Je mehr ich gedrängt werde, desto mehr denke ich mir: Na, Uwe, steh das durch! Die Hetze gegen meine Person ist ein Grund für mich zu bleiben, okay?
"Krone": Wie erklären Sie es Ihren Kindern?
Scheuch: Das geht niemanden etwas an.
"Krone": Und wenn Sie ins Gefängnis müssen?
Scheuch: Schreibe ich ein Buch über Korruption. Weil, reden wir Klartext: Ich wurde für ein System verurteilt. 130 Bürgermeister in Kärnten und die Landesräte müssen jetzt in Sorge sein – weil viele werden schon einen flapsigen Halbsatz gesagt haben.
"Krone": Welchen denn?
Scheuch: Dass ich mir wünschen tät, dass für die Partei was übrig bleiben soll. Das ist halt so.
"Krone": Hand aufs Herz: Wenn irgendein anderer in Ihrer Situation wäre – was würden Sie mit ihm machen?
Scheuch: Ich würde von jedem anderen den Rücktritt verlangen, ist doch klar! Das ist eben das politische Spiel.
"Krone": Aber kein harmloses. Ihr Chauffeur hat den Richter sogar verflucht. Hat er das wirklich selbst geschrieben?
Scheuch: Na, ich war's nicht! Aber der Brief war bös, blöd, sinnlos. Doch er hat sich entschuldigt, da ist halt alles mit ihm durchgegangen.
"Krone": Ihre Leute dürfen das – bei anderen reden Sie immer von Hetze und Jagdgesellschaft.
Scheuch: Die Spirale dreht sich leider nach unten. Kein Wunder, dass sich immer mehr von der Politik abwenden.
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