Trotz eines intensiven Renovierungsprogramms zerbröseln noch immer viele Kasernen, und die Grundwehrdiener klagen über die schlechte Ausbildung: Sie exerzieren, sitzen die Zeit in Schreibstuben oder Garagen ab, aber kommen nur zwei Mal in sechs Monaten zum Scharfschießen. Ebenfalls aus Kostengründen sind die Treibstoffzuteilungen für Lkws und Panzer derart minimiert, dass kaum noch ein sinnvolles Üben der Truppe möglich ist - während nur eine einzige Eurofighter-Flugstunde mehr als 70.000 Euro kostet.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass in allen Bereichen des Heeres extrem gespart werden muss, wenn die Schuldentilgung von einem Zwei-Milliarden-Budget jährlich mehr als ein Zehntel wegfrisst. Jeweils im Jänner und im März müssen jeweils 108,83 Millionen Euro an ein Bawag-Konto der Firma Eurofighter überwiesen werden. Erst im Jahr 2014 hat diese Belastung ein Ende.
"Jet-Kauf belastet das Budget massiv"
Ex-Brigadier Gerald Karner, einer der bestinformierten Militärexperten, analysiert die Problematik so: "Natürlich waren wir Offiziere anfangs alle für den Kauf des Eurofighters - wir hatten auch nicht den ökonomischen, sondern den militärischen Aspekt zu betrachten. Klar ist aber: Mit dem Ankauf der Abfangjäger war der Beschaffungsbereich des Bundesheeres massiv eingeschränkt."
Die Eurofighter-Bestellung hatte aber nicht allein für das Budget des Heeres und die Ausbildung der Wehrpflichtigen negative Folgen: Auch das Image leidet seitdem dramatisch.
Pannenserie bei Übungsflügen
So wurden immer wieder zahlreiche Pannen bei den Eurofightern aufgedeckt: Die Höhenmesser waren defekt, bei Schallgeschwindigkeit flogen die Dichtungen zwischen Kanzel und Karosserie raus, der Funk fiel aus, die Hydraulik versagte, der Stromgenerator streikte, der Bordcomputer spielte verrückt, es kam zu Notlandungen.
Für den weitaus größeren Imageschaden für das Bundesheer sorgt aber die noch immer aktuelle Eurofighter-Korruptionsaffäre. "Wenn die Österreicher fast täglich hören, dass ihr Steuergeld - vermutlich - in dunklen Kanälen versickert sein könnte und möglicherweise sogar zur Parteienfinanzierung missbraucht worden ist, dann fehlt natürlich jedes Verständnis für eine Aufstockung des Wehr-Etats", kritisiert ein Offizier im Generalsrang, der nicht genannt werden will, die Politik. Mit einer schonungslosen Aufarbeitung könne man das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen - und vielleicht dabei auch Beweise entdecken, die eine Rückabwicklung des Deals ermöglichen.
Ohne Beweis keine Rückabwicklung
Allerdings müsste dazu der konkrete Nachweis der Korruption vorliegen, nur dann könnte Österreich die Eurofighter zurückschicken. Aber daran glaubt selbst im Verteidigungsministerium kaum noch jemand: "Die Lösung wird wohl eher so aussehen, dass selbst im erwiesenen Korruptionsfall die Firma Eurofighter einen Preisnachlass gewähren wird." Sollte also auch nach dem 20. Jänner 2013 die Wehrpflicht erhalten bleiben, wird sich die Situation für die Präsenzdiener nicht vor 2015 bessern.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.