Trotz Steuerreform:

Wie der Staat bei den Löhnen abkassiert

Wirtschaft
16.01.2016 08:25

Die Steuerreform brachte zwar eine kleine Erleichterung, doch die Belastung der mittleren Einkommen bleibt hoch. Lesen Sie, wie der Staat bei den Löhnen abkassiert!

Einige von uns haben es bereits Anfang Jänner auf ihrem Lohnzettel gesehen, die anderen müssen sich noch bis Monatsende gedulden, bis sie es schwarz auf weiß haben: Dank der Steuerreform zahlen wir heuer weniger Lohnsteuer. Doch der Schein trügt ein bisschen: Denn der Staat gibt nur das zurück, was er in den letzten Jahren zusätzlich von uns kassiert hat. Wenn die Steuersätze nicht regelmäßig an die Inflation angepasst werden, verliert man trotz der Brutto-Lohnerhöhungen an Kaufkraft. Denn alles, was "oben drauf" kommt, wird mit dem jeweils höchsten Satz versteuert ("kalte Progression").

"Mittelstand zahlt bei uns sehr viel Steuern"
Außerdem "ist es eine Tatsache, das der Mittelstand bei uns sehr viel Steuern zahlt", erklärt Oliver Ginthör vom Bund der Steuerzahler. "Wer zwischen 2000 und 3500 Euro brutto im Monat verdient, sorgt für den Großteil der Lohnsteuereinnahmen. Und bereits ab 50.000 Euro brutto im Jahr fiel man bei uns bisher in die höchste Steuerklasse, in Deutschland z.B. muss man dafür über 100.000 haben."

Es gibt laut Statistik Austria 6,7 Millionen Steuerpflichtige (Erwerbstätige und Pensionisten), die dem Staat Lohnsteuereinnahmen von rund 27 Milliarden Euro bringen. Praktisch die Hälfte (49,2%) des Aufkommens stammt (Zahlen aus 2014) von rund 750.000 Beziehern von Einkommen über 50.000 brutto im Jahr. Die andere Hälfte zahlt die Masse der Mittelverdiener. Erst unter rund 13.000 Euro im Jahr liefert man keine Lohnsteuer mehr ab, sondern nur Sozialversicherungsbeiträge (rund 2,4 Millionen fallen darunter).

(Bild: thinkstockphotos.de, "Krone")

"Effekt in drei bis vier Jahren wieder verpufft"
"Die Steuerreform geht in die richtige Richtung, aber in drei bis vier Jahren ist der Effekt wieder verpufft", warnt Klaus Hübner, Präsident der Wirtschaftstreuhänder, vor der "kalten Progression". Außerdem gäbe es noch immer viele Menschen, die durch Sozialversicherung und Lohnsteuer zusammen hoch belastet werden, ergänzt Ginthör. Österreich hat eine der höchsten Steuerquoten in Europa.

Daher treten die Experten so wie der Finanzminister dafür ein, durch eine regelmäßige automatische Anpassung der Steuertarife die "kalte Progression" einzudämmen. Doch das ist nicht so einfach. Ginthör: "Wir haben errechnet, dass es 1,5 bis zwei Milliarden Euro im Jahr kosten würde, wenn man die 'kalte Progression' ganz abschafft."

So viel Geld durch Einsparungen aufzubringen traut man dem Staat nicht zu. Hübner: "Da wäre zwar viel Druck für Reformen da, aber in der Praxis halte ich das für unrealistisch."

Video aus dem Archiv: Regierung präsentierte "größte Steuerreform"

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