Eine Frau im Israel-T-Shirt sei während des Demonstrationszuges vorübergehend festgenommen worden, weil sie trotz Abmahnung der Exekutive versucht habe, Unruhe zu stiften. Ausschreitungen habe es nicht gegeben, aufgrund der Hitze seien aber einige Teilnehmer kollabiert. Viele Demonstranten waren gläubige Muslime, die wegen des Fastenmonats Ramadan zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder Nahrung noch Wasser zu sich nehmen.
Bereits vor dem offiziellen Start der Protestkundgebung um 16 Uhr waren viele Teilnehmer am Christian-Broda-Platz gegenüber dem Westbahnhof zusammengekommen. "Wir sind keine Antisemiten, wir sind für die Menschen. Wir fordern die Europäer und Amerikaner auf, endlich etwas zu tun - die Stimme des Friedens kann nicht unterdrückt werden", riefen die Veranstalter der Menge zu.
"Austria for Gaza", "Lasst Gaza leben, lasst Gaza frei" oder "Freiheit für Palästina" war unter anderem auf den Plakaten der Demonstranten zu lesen. Um ihre Forderung nach Frieden zu unterstreichen, trugen sie zumeist weiße T-Shirts. Zahlreiche Palästina- und Türkeiflaggen waren in der Menge zu sehen.
"Wir sind hier, weil wir auch Muslime sind"
"Wir sind hier, weil wir auch Muslime sind und nicht länger zusehen wollen, wie Tausende Menschen in Gaza getötet werden. Die Opfer werden Terroristen genannt, obwohl sie hilflos und unschuldig sind", erklärte die Demonstrantin Kara.
In Graz und Linz waren bereits am Samstag Protestkundgebungen für Gaza veranstaltet worden. Dort nahmen laut Polizei jeweils zwischen 500 und 600 Personen teil, die Demonstrationen verliefen durchwegs friedlich.
Tumulte bei Gaza-Demo in Bregenz
Bei einer Demo in Bregenz, an der rund 1.600 Menschen teilnahmen, kam es am Sonntagnachmittag indes zu einer Auseinandersetzung, als die Demonstranten auf eine Gegengruppe trafen. Einige Teilnehmer warfen von den Bahngleisen aus Steine auf ihre Kontrahenten. Der Zugverkehr musste deshalb für etwa eine halbe Stunde gesperrt werden. Gröbere körperliche Auseinandersetzungen konnten durch die Polizei verhindert werden.
Unterdessen rief auch die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGiÖ) zu einem Ende des Blutvergießens in Gaza auf. "Von einer Verhältnismäßigkeit der militärischen Operation gegen die Palästinenser kann keine Rede sein. Das Vorgehen Israels ist klar und deutlich zu verurteilen", so IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac. Die Palästinenser würden im Gazastreifen leben "wie in einem riesigen Freiluft-Gefängnis, aus dem es keinen Ausweg gibt".
Sanac betonte, dass es sich um einen politischen Konflikt handle. "Es ist darauf Bedacht zu nehmen, zwischen der Politik des Staates Israel und Menschen jüdischen Glaubens zu differenzieren", so der IGGiÖ-Präsident. "Eintreten für Gerechtigkeit und Rassismus oder Antisemitismus schließen sich aus."
Hoher Blutzoll auf beiden Seiten
In Nahost geht das Blutvergießen trotz aller Demonstrationen und Friedensappelle mit unverminderter Härte weiter. Alleine am Sonntag starben im Gazastreifen laut Ärzten fast 100 Palästinenser. Seit Beginn der jüngsten israelischen Angriffswelle seien mehr als 400 Menschen getötet worden. Rund 130.000 Einwohner des Gazastreifens haben laut dem Palästinensischen Zentrum für Menschenrechte in den vergangenen Tagen ihre Wohnhäuser verlassen, insbesondere nahe der israelischen Grenze.
Die israelische Armee meldete am Sonntag ihrerseits erstmals schwere Verluste: Bei den Angriffen auf das Palästinensergebiet seien in der Nacht zum Sonntag 13 Soldaten getötet worden, sagte eine Sprecherin. Davor waren seit Beginn der Offensive am 8. Juli laut offiziellen Angaben insgesamt fünf Soldaten ums Leben gekommen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ließ sich vom hohen Blutzoll nicht von seinen Plänen abbringen, im Gegenteil: Er kündigte am Sonntagabend eine Ausweitung der Bodenoffensive an. "Wir werden nicht aufhören, bis alle Ziele erreicht sind", sagte der Premier (siehe Infobox).
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