Gab es im Schuljahr 2010/11 rund 7.900 "außerordentliche Schüler" im Pflichtschulbereich, waren es zu Beginn des aktuellen Schuljahres schon rund 12.000. Diese Schüler mit Migrationshintergrund nehmen zwar am Schulleben teil, können aber nicht benotet werden. Diese Maßnahme ist bis zu zwei Jahre lang möglich. Danach müssen die Sprachkenntnisse ausreichend sein, um ein "ordentlicher Schüler" zu werden.
Jeder fünfte Schüler mit Migrationshintergrund betroffen
Im Detail sind die Zahlen laut der ÖVP noch erschreckender: In Wien besuchen derzeit rund 100.000 Schüler eine Pflichtschule, 60.743, also rund 60 Prozent, mit einer anderen Erstsprache als Deutsch. Setzt man also diese mit der Anzahl der außerordentlichen Schüler in Verhältnis, so werden 20 Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund als "außerordentliche Schüler" im System geführt
ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb kritisierte in einer Aussendung das "mangelnde Engagement der rot-grünen Stadtregierung, diese Zahl zu senken. Wir brauchen eine Qualitätsoffensive sowohl in Kindergärten als auch in Schulen", sagte Leeb. Die Fördermaßnahmen der Stadt müssten evaluiert und verbessert werden. Für zugezogene, bereits schulpflichtige Kinder fordert Leeb eigene Vorbereitungsklassen.
SPÖ gegen "Ausländerklasse"
Doch diese werden von der SPÖ als "Ausländerklassen" gewertet und abgelehnt. Man müsse Kindern, die die Unterrichtssprache Deutsch noch nicht beherrschen, Zeit geben, sich in der Schule zurechtzufinden, hieß es aus dem Büro der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Die Gründe für die wachsenden Sprachdefizite hatte Brandsteidl gegenüber der "Krone" auch gleich parat: "Wien übererfüllt derzeit seine Flüchtlingsquote, kein Wunder also, dass wir auch mehr Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch haben. Daher ist es auch klar, dass wir mehr 'außerordentliche' Schüler haben - wenn die ÖVP das nicht nachvollziehen kann, zeigt es nur die Naivität der Schwarzen."
Fremdsprachen als "unverzichtbares Potenzial" für Wien
Stadtrat Oxonitsch betonte in seiner Anfragebeantwortung, man halte weiterhin an Sprachförderkursen und am Begleitunterricht fest. Dass an Wiens Pflichtschulen etwa 80 Sprachen gesprochen werden, bezeichnete er wörtlich als "unverzichtbares Potenzial für die Stadt".
FPÖ: "Deutsch vor der Schule endlich umsetzen"
Für die FPÖ hat Rot-Grün in der Bildungspolitik versagt, da die Koalition die langjährige Forderung der Blauen nach "Deutsch vor der Schule" noch immer nicht realisiert habe. Das müsse nun aber endlich passieren, forderte FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus am Dienstagnachmittag. "Es geht uns nicht um Schikane sondern lediglich darum, den jungen Menschen eine Zukunftschance zu bieten. Zudem bin ich überzeugt, dass Integrationswilligkeit eng an das Erlernen der deutschen Sprache geknüpft ist. Hier muss man ansetzen", so Gudenus.
Grüne orten bei ÖVP "Anbiederung an die FPÖ"
Die Grünen orteten bei der ÖVP eine "Anbiederung an die FPÖ" und verlangten eine "deutliche Klarstellung". "Kinder, die schlecht Deutsch sprechen, sollten nicht dauerhaft oder auch nur über Wochen hinweg von jenen getrennt werden, die gut oder sehr gut Deutsch sprechen. Kinder lernen gemeinsam am besten voneinander", erklärte der Bildungsexperte und Grünen-Kandidat für die Gemeinderatswahl, Daniel Landau.
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