Minister dementiert

Zeuge: “Stöger nannte AMS-Chef ‘Volltrottel'”

Österreich
20.06.2016 14:08

Der Weg zu einem "neuen Stil" in der Bundesregierung ist offenbar beschwerlicher als gedacht: Auf einer Zugfahrt von Wien nach Salzburg soll Sozialminister Alois Stöger den nicht im Railjet anwesenden AMS-Chef Johannes Kopf derb kritisiert haben. "Er nannte Kopf einen 'Volltrottel', der abgelöst werden muss", berichtete jetzt ein mitreisender Zugpassagier der "Krone".

"Da wurde nicht geflüstert, die beiden Herren haben sich in voller Lautstärke über den AMS-Chef unterhalten", schilderte der Zeuge des Gesprächs die Zugfahrt im Railjet 260 von Wien-Hauptbahnhof (Abfahrt 6.30 Uhr) nach Salzburg am 9. Juni. Der mitreisende Passagier erzählte: "Es war nicht zu überhören, wie Minister Stöger zu seinem Kabinettsmitarbeiter dann wörtlich gesagt hat, dass der Chef des Arbeitsmarktservices ein 'Volltrottel' sei. Außerdem müsse er durch eine Vertrauensperson der SPÖ ersetzt werden." Ein Grund dafür soll sein: AMS-Boss Kopf sei "ÖVP-nahe".

Laut dem Zeugen des Gesprächs am nächsten Vierertisch des Railjets hätten Stöger und sein Mitarbeiter bereits laut überlegt, wie der "richtige" Nachfolger für Kopf in Position gebracht werden könnte. Immerhin beginne die Neuausschreibung des Jobs ja bereits "Anfang 2017".

Ministerium dementiert "Volltrottel"-Sager
"Nein, das stimmt so sicher nicht", wurde von einem Sprecher des Sozialministers prompt die Zeugenaussage des mitreisenden Passagiers dementiert. Die Schilderung sei auch deshalb unglaubwürdig, "weil der Vertrag von Johannes Kopf noch bis 2018 läuft".

Der Kabinettsmitarbeiter von Alois Stöger blieb jedenfalls dabei, dass der Minister den AMS-Chef "sicher nicht als 'Volltrottel'" beschimpft habe - auch dann noch, als die "Krone" andeutete, dass auch ein Ton-Mitschnitt sowie ein Gesprächsprotokoll existieren könnten.

Drohen beim AMS Auszahlungsprobleme? 
Nicht dementiert wurde ein anderer Teil des "Railjet-Gates": So schilderte der Ohrenzeuge auch, dass der Sozialminister "ziemlich besorgt" über den Zustand der EDV des Sozialministeriums war. Zitat: "Stöger sagte, dass es mit den aktuellen IT-Pannen zu Problemen bei der Auszahlung des Unterstützungsgeldes an die Arbeitslosen kommen könne. Das würde dann für ziemlich viel Ärger sorgen - diese Computerprobleme seien auch 'Dauerthema im Verwaltungsrat' des AMS."

Übrigens hat sich der Zeuge des unvorsichtigen Ministergesprächs auch an die FPÖ gewandt. Die Abgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein bringt dazu eine parlamentarische Anfrage ein: Sie verlangt darin Auskunft über die Personalpolitik beim AMS.

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