Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer wird es jedenfalls nicht leicht, für diese Klage einen Beweis vorzulegen. Hundstorfer: "Man muss nachweisen, ob hier eine bewusste Schädigung herbeigeführt worden ist, und das ist das Problem an der Sache."
Die komplizierten Zusammenhänge: Die Zielpunkt-Eigentümer besitzen mehrere GmbHs, die alle nicht füreinander haften. Eine dieser Firmen hat unmittelbar vor der Insolvenz Zielpunkt-Grundstücke gekauft. Diese kann der Zielpunkt-Eigentümer nach der Insolvenz jetzt zu gutem Geld machen.
Unterdessen muss der Insolvenz-Entgeltfonds für die 28 Millionen Euro hohen Ansprüche der Zielpunkt-Mitarbeiter aufkommen. Dabei handelt es sich nicht um Steuergeld, denn in den Fonds zahlen die Unternehmer ein. Geschädigt wurden demnach - wenn man so will - Unternehmenskollegen des Zielpunkt-Eigentümers.
"Über alle moralischen Regeln hinweggesetzt"
Grünen-Chefin Eva Glawischnig bezeichnete die Zielpunkt-Pleite als Anschauungsunterricht, "wie sich ein Unternehmen über alle moralischen Regeln hinwegsetzt". Wenn Klagen möglich seien, dann würden die Grünen diese unterstützen.
Kommentar: Zielpunktgenaue Riesensauerei?
Die Zielpunkt-Pleite wenige Wochen vor Weihnachten ist Gift für das soziale Klima im Land und wird wohl dazu beitragen, dass der letzte Rest von Verständnis für die Unterbringung von Zehntausenden Flüchtlingen in Österreich verloren geht. Wenn nämlich Zielpunkt-Mitarbeiterinnen klagen, dass es zwar für Flüchtlinge Geld gibt, sie selbst aber jetzt um ihre Existenz kämpfen und ihren Kindern erklären müssten, dass es heuer nicht wirklich richtige Weihnachten geben werde, dann sagt das wohl alles. Ob das ganze Rundherum um die Zielpunkt-Pleite eine zielpunktgenaue Sauerei gewesen ist oder nicht, werden wohl Gerichte zu klären haben. Die Beweisführung wird schwer genug sein.
Allerdings sollte man jetzt nicht alle Unternehmer in einen Topf werfen. Schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf - vielleicht hat ja die Wirtschaftskammer zum Fall Zielpunkt und dem Umgang mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern etwas zu sagen. Präsident Christoph Leitl ist ja als sehr wortgewaltig bekannt.
Faktum bleibt, dass es jetzt wieder mehr Arbeitslose geben wird - die 500.000-er-Grenze werden wir im heurigen Winter leider klar überschreiten. Dazu kommt, dass Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid zunächst einmal schwer Arbeit finden werden. Da kommen dann noch ein paar Zehntausend dazu. Lauter schlechte Nachrichten also, aber 2015 ist ja bald vorbei, und so hoffen wir mehr denn je, dass das nächste Jahr besser wird.
krone.tv-Video: Das sagen Kunden über die Zielpunkt-Pleite
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