Schiefe Optik

Zielpunkt verärgert Mitarbeiter mit Weihnachtspost

Wirtschaft
01.12.2015 05:59
Die Zielpunkt-Pleite lässt weiter die Wogen hochgehen. Nachdem am Montagvormittag die Insolvenz angemeldet wurde, sorgt nun ein Brief, der dem Weihnachtsgeschenk für die Mitarbeiter beigelegt wurde, für Unmut. Darin schreibt Eigentümer Georg Pfeiffer persönlich, die Lebensmittelkette sei "für die Zukunft hervorragend aufgestellt". Das Geschenk - eine Gewürzmischung - samt dem Schreiben sei "bereits vor Wochen vorbereitet" worden, rechtfertigte man sich bei Zielpunkt.

In dem von Pfeiffer, Eigentümer der oberösterreichischen Handelsgruppe Pfeiffer, unterzeichneten Schreiben an die Zielpunkt-Mitarbeiter, das am Montag auf der Facebook-Seite der insolventen Supermarktkette veröffentlicht wurde, ist zu lesen: "Ich hoffe, wir haben Ihren Geschmack getroffen! Ich möchte mich für Ihren Einsatz im zu Ende gehenden Jahr herzlich bedanken! Gemeinsam haben wir auch schwierige Herausforderungen gut gemeistert und uns für die Zukunft hervorragend aufgestellt. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und für 2016 Gesundheit, Glück und viel Erfolg!"

Dass der Brief den rund 2700 Zielpunkt-Mitarbeitern, die ihren Job verlieren und - damit noch nicht genug - derzeit auch der Auszahlung ihres Novembergehalts und des Weihnachtsgeldes durch den Insolvenzentgeltfonds harren müssen, wenig Freude bereitet, dürfte nun wohl niemanden überraschen. Der Konzern bat umgehend um Entschuldigung.

Zielpunkt: "Ganz sicher keine böse Absicht dahinter"
"Uns ist völlig bewusst, dass der beigelegte Brief zum jetzigen Zeitpunkt wie Hohn in den Ohren der Mitarbeiter klingen muss. Ganz sicher steckt keine böse Absicht dahinter, auch wenn es heute kaum jemand glauben kann und will." Das Geschenk sei "bereits vor Wochen vorbereitet und in der Zwischenzeit zusammengestellt sowie versendet" worden, hieß es in der Erklärung, die der Konzern auch auf Facebook veröffentlichte.

Pfeiffer hatte allerdings bereits Anfang November mit einem persönlichen Brief an alle Zielpunkt-Mitarbeiter - die "Krone" berichtete - ein nicht besonders geschicktes Händchen bewiesen. "Wir werden mit voller Kraft die Entwicklung von Zielpunkt fortsetzen", hieß es darin. Anlass des Schreibens nur drei Wochen vor der Insolvenz-Ankündigung war der kurz davor abgewickelte Verkauf des Großhandelsbetriebs c+c Pfeiffer an Transgourmet, eine Tochter des Schweizer Handelskonzerns Coop.

Gewerkschaft kritisiert "komische" Vorgehensweise
"Neben der strategischen Perspektive dieser Partnerschaft war die Sicherheit Ihrer Arbeitsplätze die wichtigste Grundlage für diese Entscheidungen. Ich bin überzeugt, dass wir mit den neuen Strukturen bestmögliche Voraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Weiterentwicklung in allen Geschäftseinheiten geschaffen haben", hieß es in dem Brief weiter. "Wenn die das am 4.11. als Linie vorgeben und dann 14 Tage später die Insolvenz kommt, dann wird es erlaubt sein, dass es einem komisch vorkommt", kritisierte auch GPA-Chef Wolfgang Katzian den Brief von Georg Pfeiffer.

Erschwerend kommt hinzu, dass Zielpunkt-Geschäftsführer Erich Schönleitner noch am 18. November dem "WirtschaftsBlatt" erklärte, dass Pfeiffer an Zielpunkt glaube und es bis 2017 aus den roten Zahlen schaffen wolle. Die Kette sollte mithilfe des Onlinegeschäfts, mehr Convenience-Produkten und Franchise-Partnern flottgemacht werden. In den nächsten drei Jahren hätten 20 bis 30 Standorte an Franchise-Partner gehen sollen. Doch nur eine Woche später kündigte das Unternehmen an, Insolvenz anmelden zu müssen. Der Konkursantrag erfolgte dann am Montag.

Video: Lebensmittelkette Zielpunkt meldet Konkurs an

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