Wer die neue Gesundheitsministerin bei ihrer morgendlichen Gassi-Runde mit Labrador "Felix" beim Lainzer Tiergarten begleiten will, muss früh erscheinen: Täglich von 5 Uhr bis 6.30 Uhr ziehen die beiden ihre Runden und legen dabei 10.959 Schritte zurück (der Vierbeiner entsprechend mehr). Sabine Oberhauser weiß das ganz genau, seit sie eine Schrittzähler-App auf ihrem Handy hat. Die sagt auch, dass sie in den ersten zwei Wochen des September 148 Kilometer zurückgelegt hat. Fast die Strecke von Wien nach Linz.
Disziplin und Kontrolle ziehen sich durch das gesamte berufliche Leben der 51-Jährigen (Sternzeichen: Jungfrau), die am 1. September Alois Stöger als Gesundheitsministerin abgelöst hat. Anders wäre sich der Sauseschritt ihrer Laufbahn gar nicht ausgegangen: Studium der Medizin, Oberärztin für Kinderheilkunde an der Rudolfstiftung, Studium für Spitalsmanagement an der WU. Irgendwann dazwischen heiratet sie ihren Kollegen Gerold, heute Radiologe am SMZ Ost.
Klare Antworten statt inhaltsleerer Polit-Sprechblasen
Ihre beiden Töchter Sophie (27) und Franziska (24) sind mittlerweile erwachsen. Die eine Volkswirtin am IHS, die andere Betriebswirtin und zurzeit in Hongkong. Zuletzt war die Wienerin, die auch für die SPÖ im Parlament saß, Vizepräsidentin des ÖGB - also eine Gewerkschafterin! Umso erstaunlicher war ihr Debüt im "ZiB 2"-Studio: schnelle, klare Antworten statt inhaltsleerer Polit-Sprechblasen.
Oberhauser ist das einzige Kind eines Postbeamten und einer Akkordarbeiterin: "Meine Mama hat in Heimarbeit Ledergeldbörserln zusammengenäht und sich alles abgespart", erinnert sich die Ministerin. Als die Tochter von der Medizin in die Politik wechselt, stellt sie fest: "Kind, ich versteh dich nicht: Du gehst von einem Beruf ganz oben auf der Beliebtheitsskala in einen ganz unten."
Persönliche Geburtstagsgrüße für jeden der 5.000 Freunde
"Ein patenter Kerl" sei sie, sagen Wegbegleiter. Unprätentiös, burschikos, geradlinig und unglaublich schnell. Eine Meisterin des Multitasking: Während des Interviews addet sie uns auf Facebook. Dort hat sie 5.000 Freunde, von denen sie jedem einzelnen zum Geburtstag gratuliert: "Ah, das mach' ich gleich um 6 Uhr früh! Und dann poste ich jeden Tag einen Guten-Morgen-Gruß vom Himmel über Wien."
Auf dem privaten Bild hinter ihrem Schreibtisch im neu bezogenen Büro in der Radetzkystraße steht: "Wenn ich groß bin, möchte ich, dass mein Leben rosa ist!" Darunter drängeln sich Buddha-Figuren. Keine Anspielungen, keine tiefere Bedeutung. "Mir haben einfach die kleinen dicken Männlein gefallen. Dabei war ich noch nie in Thailand." Auf ihrem grauen T-Shirt glitzert ein überproportionales Strass-Smiley. Die Neue ist eine Frohnatur.
Parteikollege: "Sie ist ein weiblicher Rudi Hundstorfer"
Ihre fachlichen Qualitäten würde niemand in Zweifel ziehen. Sie sei ein "weiblicher Rudi Hundstorfer", attestiert ihr etwa Parteikollege und Samariterbund-Chef Franz Schnabl: "Die kennt sich wirklich aus, ist integrativ und eine Umsetzerin."
Das beweist sie auch im Persönlichen: Zwölf Kilo speckte sie seit Anfang Juli ab, nachdem sie beschlossen hatte: "So geht's nicht mehr!" Weitere fünf bis zehn Kilo sollen noch runter. Mit Salat und viel Bewegung. Beides liebt sie, "nur kommt man im Beruf leider viel zu wenig zu gesundem Lebenswandel".
Oberhauser: "In der Theorie müsste ich 50 Kilo haben"
Früher war sie Handballerin bei WAT Fünfhaus, heute schaut sie sich alle Heimspiele der Football-Mannschaft "Vikings" an, fährt leidenschaftlich und "sehr gut" Ski ("Seit 45 Jahren jede Ostern auf der Tauplitz. Ich bin ein treuer Mensch!"). "Ich kenne alle Diäten. In der Theorie müsste ich eigentlich 50 Kilo haben", lacht die Ministerin, die nun auch von Berufs wegen der kollektiven Fettleibigkeit den Kampf anzusagen hat.
Mit dem Rauchen hat sie vor zwei Jahren aufgehört. Ebenfalls von einem Tag auf den anderen. Mit viel Willensstärke und wieder einer App. 742 Tage rauchfrei, 16.324 Zigaretten nicht geraucht (20 rote "Gauloises" am Tag) und 1.968 Euro erspart. "Ich hatte Angst vor Lungenkrebs. Außerdem hab' ich einen Brief meiner Tochter in der Handtasche, dass ich auf mich aufpassen soll", zählt Oberhauser ihre Hauptmotive auf.
Rauchverbot soll nach langem Eiern endlich kommen
Mit ihr als Ministerin soll das Rauchverbot in der Gastronomie nach langem Eiern endlich Einzug halten. Die Emotion, die dieses Thema birgt, durfte sie schon kennenlernen. "Essen Sie lieber weniger", postete ein Kraftmeier aus der Anonymität des Internets. So eine Unfreundlichkeit hätten sich nicht einmal wenig zimperliche Hinterbank-Rüpeln herausgenommen.
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