Lockdown: Keiner kommt rein, keiner darf raus. Die Türen werden verriegelt. Fenster gibt es in diesem zentralen Raum keine. Die beiden Töchter von Philipp aus Wien kennen das Prozedere. Der Lockdown wurde an der Sandy-Hook-Volksschule und dem angrenzenden Kindergarten regelmäßig geübt. Doch am vergangenen Freitag wurde nicht geübt. Es wurde Ernst gemacht.
Vater: "Schule hat vorbildlich gehandelt"
Der Tod in Form eines 20-jährigen Amokläufers lauerte nur ein paar Klassenzimmer weiter. Die Schüler, darunter auch die zwei Mädchen aus Wien, wussten das nicht. Ihre Lehrerinnen schon. Dennoch lasen sie ihren Schülern Geschichten vor, um sie zu beruhigen. Philipps Mädchen haben überlebt. "Die Schule hat vorbildlich gehandelt. Es hätte noch mehr Tote geben können", sagte der Wiener in einem Interview mit dem "Ö3 Wecker" am Montag.
Kurz vor 10 Uhr hatte er eine knappe Nachricht auf seiner Mailbox. An einer Schule im Raum Newtown habe es eine Schießerei gegeben. "15 Minuten später wussten wir, dass es die Schule unserer Töchter war." Philipps Frau setzte sich daraufhin in ihren Wagen, jagte zum Sandy-Hook-Schulgelände, wo ihre Ältere (5) die Volksschule und die Kleinere (3) den Kindergarten besucht.
Dort herrschte bereits Chaos. Ungewissheit. Kurze Zeit später, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, konnte die Mutter dann ihre Töchter wieder in die Arme schließen. Sie haben überlebt. Jetzt will die Familie einmal zur Ruhe kommen. "Es ist unheimlich schwierig, einer Fünfjährigen oder einer Dreijährigen zu erklären, was es heißt, dass ein Mann in die Schule kommt und dort die Freunde und Freundinnen, die Lehrer und die Direktorin erschießt", sagte der Vater der Mädchen.
Schule bleibt bis auf Weiteres geschlossen
Wie indessen am Montag bekannt gegeben wurde, könnte die Grundschule noch mehrere Monate lang geschlossen bleiben. Die Polizei werde das Gebäude so lange absperren, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien, sagte der Sprecher der Polizei in Connecticut, Paul Vance, bei einer Pressekonferenz. "Ich kann nicht sagen, wie lange das dauern wird. Ich vermute, Monate."
Die Polizei sei weiter damit beschäftigt, Zeugen zu verhören. "Es gibt viele, viele Zeugen und wir werden nicht aufhören, bis wir jeden einzelnen davon befragt haben." Kinder würden jedoch nur im Beisein speziell ausgebildeter Experten und ihrer Eltern vernommen. "Das behandeln wir sehr feinfühlig." Auch die Untersuchung der gefundenen Beweismittel - darunter auch elektronische Beweise - habe bereits begonnen. Nähere Einzelheiten wollte Vance nicht nennen.
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