"Das Thema wurde sehr ungeschickt medial ausgetragen", zitierte die Austria Presse Agentur am Mittwoch "informierte Kreise". "Ein ÖVP-Klubobmann, der meint, er warte auf den nächsten saudischen Botschafter in Wien, der den interreligiösen Dialog in Riad forcieren soll, was als ein Affront gegen den jetzigen Botschafter gesehen wird. Dann ein Kanzler, der bei der Causa Badawi über das Ziel hinausschießt, um innenpolitisches Kapital zu schlagen, und ein Außenminister, der zwar um Schadensbegrenzung bemüht ist, sich aber anscheinend auch nicht die Finger verbrennen will", so die Quelle weiter.
Weiters meinten Diplomaten, dass das Verhältnis zwischen Riad und Wien derzeit "kühl wie am Nordpol" sei, "auch wenn man das in Österreich noch nicht so wahrhaben möchte". Österreich "macht sich lächerlich durch diese Posse".
Oberrabbiner: Schließung wäre "dumm"
In dieselbe Kerbe schlägt auch Oberrabbiner David Rosen. Ihm komme es so vor, als ob die Angelegenheit ein "österreichisches politisches Fußballspiel" mit dem Abdullah-Dialogzentrum als Spielball sei. Dieses drohe immer mehr zu einem Eigentor für die österreichischen Verantwortlichen zu werden, eine Schließung des Zentrums durch Österreich hält Rosen für "dumm". Heuchlerisch kommt Rosen auch der aktuelle österreichische Verweis auf die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien vor. Das hätte man bei der Gründung des Zentrums 2012 auch schon gewusst.
In Österreich ist eine innenpolitische Debatte über die Schließung des Abdullah-Zentrums entbrannt. Vor allem Grüne und SPÖ drängen darauf, während die ÖVP auf die negativen Folgen verweist - etwa im Zusammenhang mit den Wirtschaftsbeziehungen zu Riad und der Rolle Wiens als OPEC-Sitz.
Sprecher des Zentrums: Sitz bleibt in Wien
Der Sprecher des Abdullah-Zentrums, Peter Kaiser, dementierte am Mittwoch Berichte, wonach seine Organisation demnächst einen Abzug nach Genf plane. Im Gegenteil: Das Zentrum will seine Räumlichkeiten in Wien sogar erweitern. "Wir haben keine Pläne, Wien zu verlassen. Unser Sitz ist in Wien. Andere Optionen gibt es nicht. Wir hätten lediglich gern mehr Arbeitsfläche in Wien und überlegen, wie wir zusätzliche Räumlichkeiten bekommen", so Kaiser.
"Versuch einer Neuaufstellung" vereinbart
Am Mittwoch gab es in der Causa eine Unterredung zwischen Bundespräsident Heinz Fischer, Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Dabei wurde "der Versuch einer Neuaufstellung" vereinbart, hieß es vom Außenministerium. Wenn dieser Versuch nicht gelinge, bleibe die Option des Ausstiegs Österreichs. Einen Termin für die vonseiten der SPÖ angekündigten Verhandlungen zwischen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer und Außenminister Sebastian Kurz gebe es noch nicht.
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