Der 24-jährige Murray stürmte nach seinem Triumph auf die Tribüne und umarmte seine Freundin und Familie, während Federer geschlagen und gedemütigt den Centre Court von Wimbledon verließ. Mit diesem Sieg ist der Schotte Murray endgültig in den Herzen aller Briten angekommen. Gleich den ersten Matchball nützte Murray mit einem Ass. "Unglaublich! Ich habe in meiner Karriere ein paar schwere Niederlagen kassiert. Das war der beste Weg, nach Wimbledon zurückzukommen", betonte Murray.
Federer muss dagegen weiter auf sein erstes Einzel-Gold bei Olympia warten. 2008 hatte er in Peking gemeinsam mit Stanislas Wawrinka Olympia-Gold im Doppel geholt. Bronze ging in London überraschend an Juan Martin del Potro. Der Argentinier bezwang im Spiel um Bronze den Serben Novak Djokovic 7:5, 6:4. Ein später Lohn für das große Match gegen Federer, als er sich im Halbfinale am Freitag erst nach 4:26 Stunden mit 17:19 im dritten Satz hatte beugen müssen.
Murray im Spielrausch
Für Federer war dieses Match vielleicht auch ein Mitgrund für sein nicht so spritziges Antreten am Sonntag, denn der Eidgenosse präsentierte sich doch fehlerhafter als sonst. Außerdem vermochte er keinen seiner neun Breakbälle zu nützen. Murray hingegen spielte sich schnell in einen Rausch. Die 15.000 Zuschauer sorgten für großartige Atmosphäre. Bis zum 2:2 im ersten Satz war es ausgeglichen, doch dann machte der Weltranglisten-Vierte nicht weniger als neun Games in Folge: Dass er gegen einen Federer in Wimbledon einmal 6:2, 5:0 führen würde, hätte sich der vierfache Grand-Slam-Finalist wohl auch nicht gedacht.
Angefeuert von den frenetischen "Andy, Andy"-Sprechchören war Murray auch in der Folge nicht mehr aufzuhalten. Als ihm auch im dritten Satz zum 3:2 das Break gelang, war das mit so viel Spannung erwartete Finale endgültig entschieden. Federer war wie immer ein Gentleman und sportlicher Verlierer. "Es ist schade, aber es war trotzdem ein großer Tag für mich. Vielleicht war ich emotional erschöpft. Er war besser, viel besser als ich, aber ich bin mit Silber zufrieden", sagte Federer.
Murray hat im Mixed-Doppel wenige Stunden nach seinem Einzel-Erfolg mit seiner Partnerin Laura Robson gegen das topgesetzte weißrussische Duo Wiktoria Asarenka und Max Mirnyi mit 6:2, 3:6, 8:10 verloren.
Doppel-Titel für die Williams-Schwestern
Mit einem 6:4-6:4-Erfolg über das tschechische Duo Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka haben die Schwestern Serena und Venus Williams (Bild 2) ebenfalls am Sonntag ihren "Goldrausch" perfekt gemacht. Serena hatte am Vortag mit einer Demonstration im Einzel-Finale Maria Scharapowa nur ein Game überlassen und als zweite Spielerin nach Steffi Graf 1988 den "Golden Slam" geschafft. Nun rundete sie ihren Erfolgslauf mit dem dritten Doppel-Gold an der Seite ihrer Schwester und dem insgesamt vierten Olympiasieg ab.
Schon vor vier Wochen in Wimbledon hatten sie die "Generalprobe" für die Olympischen Spiele gewonnen, ebenso wie Serena im Einzel schaffte das Duo auch im Doppel den zweiten Triumph auf dem "heiligen Rasen" in so kurzer Zeit.
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