"Im ORF ist heute die Revision mit der Überprüfung der Auftragsvergaben an Kreativ-Dienstleister während der Amtszeit von Monika Lindner beauftragt worden", hieß es am Mittwoch in einer Stellungnahme des Senders. Hintergrund sind ORF-Aufträge im Umfang von mehr als zwei Millionen Euro, die unter Lindner mehr oder weniger freihändig an ihren Lebensgefährten, den Werber Günter Lebisch, vergeben worden sein sollen.
"Zugeschanzte Aufträge offenes Geheimnis"
Ausschreibungen oder einen Wettbewerb unter verschiedenen Werbeagenturen gab es dabei offenbar ebenso wenig wie konkrete Verträge. "Es war im ORF ein offenes Geheimnis, dass Lindner Lebisch Aufträge zugeschanzt hat, allerdings gab es keine Hinweise darauf, dass es dabei zu überhöhten oder nicht gerechtfertigten Zahlungen kam", war aus ORF-Kreisen zu hören.
Lebisch selbst hatte vor Jahren in einem Interview mit dem "Standard" erklärt, dass die ORF-Aufträge kein Volumen erreicht hätten, "von dem man sagen könnte, davon lebe ich in Saus und Braus und kauf' mir nächstes Jahr einen Maserati". Zugleich bekannte der Werber offen, dass er die Umsätze seiner Werbeagentur mit dem ORF in erster Linie Lindner verdanke. "Das rührt her von meiner langjährigen Bekanntschaft, Freundschaft mit Frau Dr. Lindner. Ich kenne sie seit 15 Jahren vom St. Anna Kinderspital", so Lebisch im Jahr 2004.
Abschied vom Roten Kreuz
Wie die "Krone" am Mittwoch erfuhr, muss Lindner nun auch ihre Funktion als Vizepräsidentin des Roten Kreuzes aufgeben. Der ORF prüft nämlich auch Kooperationen mit dem Roten Kreuz, die für Lindners Lebenspartner finanziell profitabel gewesen sein könnten. "Im Mai wird ein neuer Vorstand gewählt", so Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer, der allerdings betonte: "Frau Dr. Lindner ist bei uns stets sauber geblieben."
Erst am Dienstag hatte Lindners Tätigkeit für die St. Anna Kinderkrebsforschung viel Staub aufgewirbelt: Nach Vorwürfen der Wiener Stadtzeitung "Falter", wonach Lindner als langjähriges Vorstandsmitglied Lebisch bzw. dessen Werbeagentur mit lukrativen PR-Jobs versorgt und überteuerte Druckaufträge genehmigt haben soll, trennte sich die Kinderkrebsforschung von ihr (siehe Infobox). Das geschah just an Lindners erstem Tag als "wilde" Abgeordnete - zu der sie unter heftiger Kritik wurde, nachdem sie sich im Nationalratswahlkampf nach nur drei Tagen mit dem Team Stronach überworfen hatte.
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