Ausgangspunkt unserer Reise ist Toronto, die Hauptstadt Ontarios und gleichzeitig das "New York Kanadas". Etwa vier Millionen Einwohner, eine Großstadt mit Wolkenkratzern und Häuserschluchten. Wer hoch hinaus will, wagt sich auf den 553 Meter hohen CN Tower, von wo sich ein unglaublicher Rundumblick ergibt. Der freistehende Turm prägt ebenso wie die zu seinen Füßen liegende weiße Kuppel des Rogers Centre die Skyline von Toronto. Besonders Mutige wagen ein Abenteuer in luftiger Höhe und zeigen Nerven beim so genannten "Edge Walk" an der Kante der Kuppel.
Für mich ist das jedoch nichts – schon die Fahrt im gläsernen Lift mit ungehinderter Sicht kostet eine kleine Überwindung, die das ausgedehnte Lichtermeer weit unten durchaus rechtfertigt. Während des Abendessens, bei dem ein gewaltiges Steak und geräucherter kanadischer Lachs natürlich nicht fehlen dürfen, dreht sich das Restaurant um die eigene Achse und sorgt für immer neue, noch bessere Ausblicke.
Traumhafte Inseln im Ontariosee
Apropos Ausblick: "Nirgendwo ist Toronto so schön wie auf den Inseln!", erfahren wir von Edda, die Wien vor 40 Jahren den Rücken gekehrt hat und nach Kanada ausgewandert ist. Ja, sie hat Recht! Die Skyline ist gewaltig, nirgendwo sonst finden sich bessere Fotomotive. Die Bäume sind herbstlich gefärbt, das Wasser des Lake Ontario, an dessen Ufern die kanadische Metropole ausgebreitet liegt, berührt den Horizont wie ein kleines Meer.
Obwohl der Ontariosee der kleinste der Großen Seen ist, erreicht er doch eine Ausdehnung in etwa von der Hälfte der Schweiz. Über 200 Meter tief, friert er selbst in harten Wintern nie zu. Natur, Strände, schöne Spazierwege, bunte Sommerhäuschen, Spielplätze, Restaurants – alles da, was zum Ausspannen gebraucht wird. Kein Wunder, dass diese Inseln das Naherholungsgebiet Nummer eins sind. Das Übersetzen mit der Fähre dauert nicht einmal eine Viertelstunde, und schon ist man im Grünen!
Höhepunkt der Reise: Die Niagarafälle
Edda begleitet uns auch zum touristischen Höhepunkt der Gegend, ja vielleicht sogar von ganz Nordamerika. Die Niagarafälle, die sich zu beiden Seiten der amerikanisch-kanadischen Grenze befinden, lassen die unglaubliche Wassermenge von 170 Millionen Litern pro Minute 56 bzw. 54 Meter in die Tiefe stürzen. Das Wort Niagara heißt in der indianischen Sprache der Ureinwohner "donnerndes Wasser". Die insgesamt fast 1,6 Kilometer breiten Wasserfälle werden von einer Insel in zwei Abschnitte geteilt. Die American Falls nehmen mit 323 Metern den kleineren Teil ein, in der Mitte liegt "Goat Island", und dann folgt der als "Horseshoe Falls" bezeichnete kanadische Abschnitt, der sich in Form eines Hufeisens 792 Meter ausdehnt und die größere Aufmerksamkeit der Besucher beansprucht.
Die donnernde Naturschönheit erscheint aus vielen Blickwinkeln als sehr eindrucksvoll; die angeblich beste Art, sie zu erleben, ist von Bord der "Maid of the Mist", einem Boot, das sich ganz nah an die Fälle heranwagt. Weil der Sprühnebel ebenso gewaltig wie das ganze Naturspektakel ist, werden alle Passagiere mit einem blauen Plastik-Regenmantel ausgestattet, der zwar nicht die Attraktivität der Besucher steigert, sich allerdings im Angesicht mit den Wassermassen als durchaus nützlich erweist.
Beliebtes Hochzeitsreiseziel
Die Fälle sind touristisch sehr gut erschlossen, vor allem auf der kanadischen Seite, von wo die besseren Blickpunkte gegeben sind. Jährlich kommen über zwölf Millionen Besucher, viele davon auf Hochzeitsreise. Sie folgen Marilyn Monroe und Joseph Cotten in dem Film "Niagara" aus dem Jahr 1953 und machten in den 50er- und 60er-Jahren Niagara zur Flitterwochen-Hauptstadt des Kontinents. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, trotzdem scheint es vor allem bei Amerikanern und Asiaten noch immer beliebt zu sein.
Das "Nebelmädchen" ("Maid of the Mist") hat jetzt seinen Bootsbetrieb bis ins Frühjahr eingestellt. Trotzdem reißt der Strom der Touristen nicht ab, denn im Winter präsentieren sich die Niagarafälle als besonders schön. Ein "Winterwonderland", wie Edda das bezeichnet. Der Sprühnebel gefriert auf den Bäumen, sorgt für eine malerische Umgebung. Wer luftige Höhen liebt, sei ein Hubschrauber-Rundflug empfohlen, der tatsächlich den besten Überblick verschafft.
Kanadischer Wein aus österreichischen Gläsern
In unmittelbarer Nähe beginnt der Niagara Parkway mit wunderschönen Gärten und Häusern. Am Ende der Straße liegt die zauberhafte, im 19. Jahrhundert gegründete kleine Stadt Niagara-on-the-Lake. Mit seinen seit 1830 fast unverändert gebliebenen Villen gehört das Städtchen an der Mündung des Niagara River in den Lake Ontario zu den schönsten Nordamerikas. Ein Bummel über die Queen Street lässt die gute alte Zeit wieder auferstehen, liest man im "Polyglott-Reiseführer".
Wir setzen eins drauf und erleben das alles von der nostalgischen Pferdekutsche aus. Noch etwas haben wir nicht erwartet – wir befinden uns im Herzen eines Weinbaugebietes! Alle Spitzenkellereien stehen Besuchern offen, und so finden wir uns bald im "Riedel-Room" von Inniskillin Winery. Hier kennt man "unsere" berühmten Weingläser? Kein Wunder, einer der Gründer von Inniskillin, Karl Kaiser, ist gebürtiger Österreicher und hat Georg Riedel für ein eigenes Eiswein-Glas "überreden" können. Also kosten wir den berühmten Eiswein im berühmten Glas und sind überrascht, wie gut kanadischer Wein munden kann!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.