Heimat der Götter

Der Peloponnes: “Wunderland” für Fans der Antike

Reisen & Urlaub
02.05.2014 13:12
Die Halbinsel Peloponnes in Griechenland ist mit ihren unzähligen archäologischen Schätzen ein "Wunderland" für Naturliebhaber, Mythenjäger, Feinschmecker und Fans der Antike.

Frühnachmittags steuert das Flugzeug die Landebahn an, und schon von Weitem heißt uns ein Ikea in Athen willkommen. Mitten im sonnengetränkten Weinanbaugebiet. Vor dem Flughafengebäude lehnt ein breit grinsender Grieche im Schatten, der das Gepäck von uns Journalisten und Travel Agents in einen Reisebus hievt. Für einen Zwischenstopp im Hotel ist jetzt aber keine Zeit. 

Vom Sitz zur "Lieblingsstadt" der Götter
Reiseführerin Lena schnappt sich das Mikro, während wir in den Bus klettern. "Auf Schritt und Tritt begegnen wir in den nächsten vier Tagen Göttern, Halbgöttern und Königen", erzählt sie von unserem Sightseeing-Terrain, dem Peloponnes im Süden Griechenlands. Auf der Halbinsel gibt es so viele archäologische Fundstellen, dass Indiana Jones dafür eine ganze Film-Trilogie brauchen würde. Die Heimat der Götter muss aber noch warten, unsere erste Station ist das Häusermeer zu unserer Rechten, das Zentrum Athens. 

Vassili lenkt den Bus an Einkaufspassagen, gläsernen Bürotürmen und Zierorangenbäumen vorbei bis zum Verfassungsplatz. Und schon geht das Blitzlichtgewitter los: Wir sind im Herzen der Vier-Millionen-Einwohner-Metropole, wo sich die Akropolis, die Stadtfestung des antiken Griechenland, erhebt. Der Felsen, der später zum Sitz der Götter erklärt wurde, beheimatet das moderne Akropolismuseum. Nach dem Mittagessen – um 16 Uhr – brechen wir Richtung Hotel auf. 

Die Krise wird erst sichtbar, als wir über die Autobahn rumpeln. "Enoikiazetai" ("Zu verkaufen") prangt auf den Hausmauern. Seit fünf Jahren herrscht in Griechenland Baustopp, leere Industriegebäude und unfertige Neubauten sind das Ergebnis. Doch 80 Kilometer weiter ist die Welt wieder in Ordnung: Wir erreichen Loutraki, "Das kleine Heilbad", eine Stadt mit 10.000 Einwohnern, die schon zum Peloponnes gehört. Seit dem Altertum ist diese "Lieblingsstadt der Götter" berühmt für ihr heilendes Quellwasser. 

Als die ersten Oliven- und Zitronenbäume an den Fenstern vorbeiziehen, kann ich die Ankunft in unserer 5-Sterne-Unterkunft am Meer kaum erwarten. Das Club Hotel Casino Loutraki beherbergt mit über 1.000 Spielautomaten sogar eines der größten Casinos Europas. "Mein Glück muss ich wohl ein anderes Mal versuchen", denke ich, als wir um 22 Uhr – à la Griechisch – zu einer Taverne um die Ecke aufbrechen. Denn wer könnte zu Zaziki, Fetakäse im Sesammantel, Meeresfrüchten und griechischem Wein schon Nein sagen?

"Zyklopenburg" und andere mystische Orte
Wie herrlich naturbelassen der älteste Kurort Griechenlands ist, fällt mir erst auf, als wir bei Tageslicht die Promenade am Meer entlangbummeln. Loutraki ist nicht weit von sämtlichen Sehenswürdigkeiten des Peloponnes und ein Geheimtipp für Erholungssuchende, Wanderer, Fischer und Wasserratten. Im Frühling sind hier aber kaum Touristen unterwegs. Kein Wunder also, dass viele Hotels und Strandcafés noch mitten in den Vorbereitungen stecken. 

Zu Mittag schlängelt sich unser Bus ins Geraneia-Gebirge, wo sich mitten im Pinienwald eine Goldgrube für Immobilienmakler versteckt – der Vouliagmeni-See, den ein schmaler Kanal mit dem Meer verbindet. Wo vor allem die Mythenjäger unter uns ins Schwärmen geraten: Denn neben den Überbleibseln von Tempeln der Göttin Hera steht direkt am Meer auch einer der ältesten Leuchttürme, die noch heute in Betrieb sind.

Am nächsten Morgen kurven wir nach dem Frühstück durch die Berglandschaft von Mykene, aus der die "Zyklopenburg" emporwächst. Hier wimmelt es nur so von Schulklassen, die zu den 4.000 Jahre alten Funden im Museum drängen. "Es heißt, die Festung sei ein Werk der Riesen der griechischen Mythologie, weil die Steine bis zu 120 Tonnen wiegen", erzählt Lena am imposanten Eingang der Burg, dem Tor der Löwinnen. Gleich dahinter verbirgt sich die Grabstätte von König Agamemnon, der den trojanischen Krieg anführte. 

Abwechslung abseits historischer Trümmer
Eine erfrischende Abwechslung zu den historischen Trümmern bietet die bunte Hafenstadt Nafplion am Peloponnes. Von Touristen aus aller Welt lassen wir uns durch die engen Gassen in der Altstadt treiben, vorbei an ehemaligen Moscheen und netten kleinen Souvenirläden. "Die auffälligsten Bauwerke sind hier wohl die Festung Akronauplia am Burgberg über der Stadt und die Bourtzi-Festung. Dieses ehemalige Gefängnis haben wir auf der kleinen 'Henkersinsel' vor der Hafeneinfahrt gesehen", lässt uns Lena wissen. 40 Autominuten von Nafplion entfernt liegt zudem die antike Kultstätte Epidauros.

Der letzte Tag steht an, und Lena führt uns zum früher wichtigsten Handelsplatz am Mittelmeer. Heute häufen sich zwischen Wohnhäusern, Zypressen und einem Fußballplatz nur noch die Überbleibsel des Zentrums von Alt-Korinth, einer ehemals wohlhabenden Stadt. Nach dem Krieg mit den Römern im Jahre 146 vor Christus blieb nur ein Trümmerfeld zurück, auf dem Caesar später eine Stadt errichten ließ. Weshalb das Museum fast nur römische Skulpturen schmücken. Die Agora, den Marktplatz, beherrschen noch heute sieben 2.600 Jahre alte Säulen des Tempels von Apollon, dem Gott der Künste. 

Den Nachmittag lassen wir bei einem Gläschen "Blut des Herakles" in Nemea ausklingen. Der Rotwein wird in der Weinbauregion so genannt, weil der Sagenheld Herakles hier den unverwundbaren Löwen erlegt haben soll. Vor Sonnenuntergang halten wir dann endlich beim heiß ersehnten Isthmus in Loutraki. 1,5 Millionen Touristen wagen sich pro Jahr auf die Brücke über dem Kanal von Korinth, der das griechische Festland vom Peloponnes trennt. Hauptsächlich pilgern zu der acht Meter hohen Klippe in der Lieblingsstadt der Götter aber Adrenalinjunkies – zum Bungeespringen.

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