Testamente gefälscht

Dreister Betrug bei Erbschaften: Spur führt nach Salzburg

Salzburg
25.01.2011 19:33
Ein dreister Betrug erschütterte derzeit die Justiz. Mit gefälschten Testamenten sollen sich Mitarbeiter am Bezirksgericht Dornbirn (Vorarlberg) Millionen-Beträge erschlichen haben. Noch vor Ostern sollen die Anklagen fertig sein – und eine heiße Spur führt nach Salzburg. Hier arbeitete Peter H. (47), der mutmaßlich ein Strohmann bei dem Erbschaftsschwindel war.

Zwei Jahre laufen schon die Ermittlungen in der Affäre um die gefälschten Testamente. Und die Schlüsselfigur in diesem Justiz-Skandal arbeitete in Salzburg, wie zuletzt der ORF aufdeckte. Die "Krone" ging der Spur nach…

Peter H. ist ein gebürtiger Vorarlberger. Ihn verschlug es beruflich nach Salzburg – hier hatte er einen guten Job als Buchhalter. Und er pflegte alte Freundschaften. Unter anderem zu Jürgen H., der am Bezirksgericht in Dornbirn arbeitete. Der meldete sich offenbar beim 47-jährigen Buchhalter mit einem "unmoralischen Angebot": Er wusste von einer alten Frau, die ohne Erben gestorben war – ihr gesamter Besitz gehe darum an die Republik. Aber dagegen könne man was tun. Die beiden wurden handelseins.

"Es ging um rund zehn Fälle"
Jürgen H. soll ein gefälschtes Testament angefertigt haben, mit dem Peter H. zum Alleinerben eingesetzt wurde – das war unverdächtig, denn der Buchhalter lebte ja in Salzburg und trug einen anderen Nachnamen. "Das hat mein Mandant schon gestanden", berichtete Anwalt Martin Mennel, der bei Gericht den Buchhalter vertritt.

Der Trick, mit einem falschen Testament ein Haus und Wertgegenstände zu bekommen, funktionierte perfekt. Und weil niemand Verdacht schöpfte, wiederholten die beiden Männer das Spiel immer wieder. "Es ging um rund zehn Fälle", schilderte Rechtsanwalt Mennel – und weiß: "Die zwei sind bisher die Einzigen, die ein Geständnis abgelegt haben, es waren aber sehr viel mehr Leute beteiligt." Insgesamt bereitet die Staatsanwaltschaft zwölf Anklagen vor, das Justizministerium setzte sogar eine Sonderkommission ein, die alle Erbschaftsfälle am Dornbirner Gericht prüfte.

Erbschaftsbeute großteils zurückgegeben
Mit dem Geld und ihren Immobilien, die sie sich erschlichen hatten, gingen die beiden Männer höchst vorsichtig um: "Sie wollten keinen Verdacht erregen, deswegen pflegten sie keinen luxuriösen Lebensstil mit teuren Autos oder Weltreisen. Sie haben alles angelegt, nur etwas mehr als 20.000 Euro fehlten", schilderte der Vertreter des Buchhalters. Mennel: "Weil das Geld noch da war, haben wir auch den Schaden wiedergutgemacht, soweit diese beiden beteiligt waren. Also bei Immobilien den Verkauf rückgängig gemacht und die Liegenschaften an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben, sofern es welche gab."

Spätestens zu Ostern soll die Anklage fertig sein, im Juni oder Juli der Prozesses beginnen. Bis dahin sitzen der Salzburger Buchhalter und sein Komplize in U-Haft in Feldkirch. Aufgeflogen war der Skandal, als das Duo über einen Fall stolperte, in dem wider Erwarten ein zweites Testament auftauchte, weil die Verstorbene doch rechtmäßige Erben hatte. Die Causa landete bei der 31-jährigen Richterin Isabella Amann – sie ließ schließlich die Millionenaffäre platzen.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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