Mehr als 25 Jahre war es in Österreich still an der Atommüll-Front, doch gerade erst ist die vierjährige Frist zur Umsetzung der EURATOM-Richtlinie 2011/70 zu Ende gegangen. Sie sieht vor, in jedem europäischen Land ein Atommüll-Endlager auszuweisen. Mag. Heinz Stockinger von der "Plattform gegen Atomgefahren" (PLAGE): "In Österreich sind das in erster Linie Abfälle von Forschungsreaktoren, aus der Medizin und der Industrie. Natürlich strahlt dieser Abfall weit weniger als jener aus Atom-Reaktoren. Aber für ein paar hundert Jahre müssen auch diese Lagerstätten ausgelegt sein."
Man sucht Lagerstätten für hunderte von Jahren
Der Tauerntunnel, ja sogar das Halleiner Salzbergwerk und das Mittersiller Ammertal waren dazu schon vor Jahrzehnten genannt worden, aber auch die Gemeinden Muhr und Zederhaus. „"Empörung im Lungau. Wir sind nicht der atomare Abfallkübel", titelte die "Salzburg Krone" bereits am 5. April 1989. "Im derzeitigen Entwurf fehlen allerdings konkrete Standorte", so PLAGE-Sprecher Heinz Stockinger, der kritisiert, dass die einschlägigen NGOs nicht eingebunden waren. Doch neben Standorten im Mühlviertel und im Sauwald (OÖ) seien die Lungauer Bergbaustollen sicherlich weiter aktuell, so Stockinger.
Ist ein Lager gefunden, droht auch Müll-Import
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr sieht der Atom-Experte jedoch vor allem im drohenden Import von Atommüll aus anderen EU-Staaten: "Ist erstmal ein nationales Endmülllager eingerichtet, könnten wirtschaftliche Argumente dazu führen, dass man hier weiteren Abfall aus anderen Staaten anhäuft."
Auch Österreich muss nationales Lager haben
Stockinger fordert deshalb von der Bundesregierung klare Informationen und ein Import-Verbot aus anderen EU-Staaten: "Schon vor 20 Jahren hieß es ja, dass die Zwischenlager beim Forschungsreaktor Seibersdorf überquellen. Dass ein Lager nötig ist, ist unbestritten." Im Lungau hatten man schon einmal Unterschriften gegen ein Endlager gesammelt. Gut möglich, dass es hier bald eine Neuauflage gibt. Stockinger: "Ein Standort im Westen, der Abfälle der Uni-Klinik Innsbruck mit entsorgt, wäre strategisch denkbar."
Radioaktive Lager auch in Bayern und Tschechien
Übrigens drohen auch im nahen Bayern und an der tschechischen Grenze weitere Atommüll-Lager. In Oberösterreich formiert sich bereits der Widerstand.
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